Demo fand keine Rechten

■ Die am 20. April in Berlin-Kreuzberg erwarteten Straßenschlachten blieben aus/ Antifa-Demo

Berlin (taz) — Fünf Jahre nach den 1.-Mai-Krawallen in West-Berlin ist in der Kreuzberger Szene die Luft raus. Die am 20. April, dem 102. Geburtstag Adolf Hitlers, erwarteten Straßenschlachten zwischen türkischen Jugendlichen, Autonomen, Neonazis und der Polizei blieben aus. Nach einem Überfall auf ein Rechtsradikalen- Treffen in einem Kreuzberger Restaurant, bei dem ein Teilnehmer tödlich verletzt worden war, hatte man im Kiez heftige Auseinandersetzungen befürchtet. Teile der autonomen Szene hatten sich den 20. April als „Auftakt für den 1. Mai“ vorgemerkt. Im Anschluß an eine Antifa-Demo durch die Bezirke Kreuzberg und Friedrichshain, an der rund 3.000 Leute teilnahmen, kam es jedoch nur zu vereinzelten Krawallen. Gegen 20.30 Uhr rollten deutsche und türkische Jugendliche am Heinrichplatz Altglascontainer auf die Straße, zertrümmerten zwei Schaufensterscheiben und bewarfen Polizisten mit Steinen und Flaschen. Die Polizei setzte im Gegenzug Wasserwerfer und Schlagstöcke ein und nahm 21 Personen fest. Bereits um 22 Uhr herrschte wieder Ruhe im Kiez. Zum weitgehend friedlichen Verlauf trugen die ausgebliebenen Übergriffe der rechtsextremen Szene bei. Die von der autonomen Antifa organisierten „Fahrwachen“ vor Flüchtlings- und Immigrantenwohnheimen, besetzten Häusern und Schwulenprojekten hatten keine Neonazi-Zusammenrottungen beobachten können. Auch der polizeiliche Lagedienst meldete „keine größeren Zwischenfälle“. Acht Skinheads, die am Montag nachmittag am S-Bahnhof Pankow drei Vietnamesen angegriffen und verletzt hatten, wurden festgenommen. M. Schulze