Schußfahrt auf dem sanften Weg?

■ Täter-Opfer-Ausgleich braucht ABM-Brücke bis '93

Als „tragende Säule in dem regionalen Netzwerk ambulanter Maßnahmen“ hat Jugendrichter Bernd Meinders das Projekt „Täter-Opfer-Ausgleich“ im Bürgerhaus Vegesack in Bremen-Nord bezeichnet, und Dietrich Kreowski, beim Amt für Soziale Dienste Nord zuständig für Jugendliche und deren Familien, erklärte, „daß die Durchführung des Täter- Opfer-Ausgleichs in Projektform bei einem freien Träger sinnvoll ist.“ Seit zwei Jahren arbeitet der Täter-Opfer-Ausgleich in Bremen-Nord. Seitdem hat er in über 200 Fällen zwischen kriminellen Tätern und ihren Opfern schlichten können. Das sind immerhin 20 bis 25 Prozent der vor dem Jugendgericht verhandelten Verfahren. Jetzt drohen die außergerichtlichen Vermittlungsversuche, die im Jugendgerichtsgesetz eine Art sanften Weges in der Justiz sind, an Personalmangel zu scheitern. Die zweieinhalb ABM- Stellen, mit denen bislang zwei Berater und eine halbe Verwaltungskraft finanziert wurden, laufen zum 7. Mai aus.

In die Täter-Opfer-Vermittlung führen mehrere Wege. Entweder die Jugendrichter stellen die entsprechenden Verfahren ein (meist Kleindelikte wie Diebstahl oder leichte Körperverletzung) und weisen eine Schlichtung an oder die Staatsanwaltschaft selbst überweist an die Schlichtungsstelle. Eine dritte Möglichkeit: Die Täter ergreifen die Initiatve und bemühen sich um einen Dialog mit ihrem früheren Opfer. Beim Täter-Opfer-Ausgleich setzen sich Täter und Opfer unter den beratenden Augen und Ohren eines Psychologen zusammen, um den durch die kriminelle Handlung entstandenen Konflikt aufzuarbeiten. Der Täter erfährt durch Gespräche, welche psychologischen Folgen seine Tat an seinem Opfer hinterlassen haben. Das Opfer hat die Möglichkeit, seinen Ärger und seine Wut an der richtigen Adresse abzuladen. „Eine Haftstrafe ist für das Opfer ohne jeden Wert“, erklärt Richter Meinders. „Für diesen Täter-Opfer-Ausgleich gibt es hier in Bremen-Nord keine Alternative.“

Wie der Sprecher des Justizsenators, Werner Alfke, auf Anfrage mitteilte, werden zweieinhalb Stellen von Ende 1993 an von den Ressorts Justiz und Soziales übernommen. Fraglich ist derzeit nur die Überbrückung über ABM. Die Ressorts haben aber Pool von 120 Stellen, die sie an Akademiker vergeben können. „Wenn die Stellen in diesen Pool aufgenommen werden, haben sie gute Chancen bei der Bewilligung", erklärte der Sprecher des Arbeitssenators, Jörg Henschen. durch den Arbeitssenator. mad