Der Fluch der Markthalle: Astoria konkurs

■ Mehrere hunderttausend Mark an offenen Rechnungen / Neuer Besitzer mit altem Konzept

Ein halbes Jahr nach der Eröffnung ist das Astoria schon konkurs. Mit den Worten „Die Party ist zuende“, bestätigte gestern Achim Grunert, Geschäftsführer der „Astroria Gastronomie und Veranstaltungsgesellschaft mit beschränkter Haftung“ den anstehenden Konkursantrag. Doch mit dem Aus von Astoria Alleingesellschafter Grunert (51.000 Mark-Gesellschafter-Einlage) soll das Astoria gleich wieder zu neuem Leben erweckt werden. „Bremer Veranstaltungszentrum Astoria Gmbh“, heißt die neue Gesellschaft, hinter der alte Markthallenbekannte stecken: die Frankfurter Investoren Arend und Korn, sowie der Bremer Center Manager Klaus Terasa.

Das Astoria stand von Anfang an unter einem ungünstigen Stern. Zunächst verzögerte sich die Bauzeit um fünf Monate. Dadurch mußten mehrere fest gebuchte Konzerte wieder abgesagt werden.

Es kam hinzu, daß Besucher und Künstler über die grauenhafte Akustik klagten. Außerdem hatte sich Grunert bei den Baukosten heftig verkalkuliert. Mit zwei Millionen, so berichten Insider, glaubte er aus der Markthalle ein Veranstaltungszentrum machen zu können, Branchenkenner gingen dagegen von 3,5 Millionen Umbaukosten aus. Die tatsächlichen Kosten liegen aller Wahrscheinlichkeit nach sogar weit über vier Millionen Mark.

„Mangelnde Liquidität“, gibt Grunert denn auch als Grund für

Außen bunt aufgeputzt, innen eine grauenhafte AkustikFoto: Tristan Vankann

den Konkurs an. Wie hoch die offenen Rechnungen bei Handwerkern und Lieferanten sind, weiß Grunert nach seinen Worten nicht genau. „Ein paar 100.000“ seien es wohl.

In den letzten Wochen hatte Grunert sich um eine Finanzspritze bei Banken bemüht, aber die hatten den zugedrehten Geldhahn nicht wieder aufmachen wollen. Und auch bei der Brauerei Beck biß Grunert mit seiner Kapitalsuche auf Granit. Beck, mit dessen Vorstandschef Josef Hattig Grunert befreundet ist, hatte sich bei der Einrichtung des Astoria in der Vergangenheit spendabel gezeigt.

Trotz der erheblichen Außen

hier bitte das Astoria-Foto

stände glaubt Grunert, daß kein Handwerker „um seine Existenz fürchten muß.“ Die neue Gesellschaft werde dies regeln, meinte er. Dem widersprach der künftige Geschäftsführer Klaus Terasa prompt und deutlich: „Die neue Gesellschaft fängt mit Null an.“ Und während Grunert meinte, solange die Rechnungen nicht bezahlt seien, gebe es den Eigentumsvorbehalt, ergänzte Terasa: „Abgesichert ist nur, was man herausnehmen kann.“

Für die neuen Besitzer ist das Astoria denn auch absehbar ein hervorragendes Geschäft. An größeren Baumaßnahmen steht nur noch das Entfernen von drei Säulen an, die den Blick auf die

Bühne verstellen. Dann muß nur noch der laufende Betrieb finanziert werden. Und dies ist durch den Disco-Betrieb am Wochenende, wo regelmäßig rund 8.000 Besucher gezählt werden, im wesentlichen abgesichert.

Die neuen Gesellschafter wollen auch erreichen, daß das Astoria seinem Namen als „Veranstaltungszentrum“ endlich Ehre macht. So soll es künftig mehr und bessere Konzerte geben. An einen Flohmarkt wird gedacht und ein bißchen wird von dem ganz großen Coup geträumt. Möglicherweise, so die Hoffnung, könnte im Astoria ein Andrew Lloyd Weber-Musical über Monate die Halle und die Kassen füllen.

Da die neuen Astoria-Besitzer im Veranstalungsgewerbe unerfahren sind, haben sie sich auf die Suche nach Know-How gemacht und sind sofort fündig geworden: Achim Grunert soll nach den Worten von Terasa in die künftige Aufgabenverteilung eingebunden werden. Während die Grunert- Gläubiger möglicherweise auf mehrere hunderttausend Mark verzichten müssen, hat Grunert, dem auch die Waldbühne im Bürgerpark gehört, seine berufliche Perspektive bereits klar vor Augen: „Ich werde dann hier mein Honorar durch Beraterverträge verdienen.“ Holger Bruns-Kösters