Lieber Trommeln statt schreiben

■ Spätestens ab Montag bleiben auch in Bremen Briefe liegen / Post streikt

Bei der Bundespost kommt es zum Streik: Bei der Urabstimmung der Deutschen Postgewerkschaft (DPG) sprachen sich 95,4 Prozent der Abstimmungsberechtigten für Arbeitskampfmaßnahmen aus. Diese Zahl teilte der DPG-Vorsitzende Kurt van Haaren am Freitag in Frankfurt mit.

In Bremen werden die Postangestellten ab Montag in den Bereichen Telekom und Briefabfertigung streiken. Welche Postämter und Bezirke davon betroffen sein werden, wird erst am Wochende im bundesweiten „Arbeitskampfzentrum“ entschieden. Die Bremer DPG nannte keine genauen Zahlen ihres Abstimmungsergebnisses, es hätten sich hier aber noch mehr Befragte für einen Streik ausgesprochen als im Bundesdurchschnitt.

Gestern nachmittag um 14 Uhr sind die 16.000 Beschäftigten des Postamtes Hamburg 3 in den unbefristeten Streik getreten. Allein mit dieser Arbeitskampfmaßnahme würden pro Werktag vier Millionen Postsendungen liegen bleiben, teilte die DPG mit.

Die Gewerkschaft hatte 173.000 Arbeiter, Angestellte und Auszubildende im Westen Deutschlands an die Urnen gerufen — im Bereich der Oberpostdirektion Bremen gibt es 27.000 Beschäftigte, von denen 23.500 gewerkschaftlich organisiert sind. Mindestens 75 Prozent von ihnen mußten für den Streik stimmen. Bereits am Donnerstag hatte die DPG die Postkunden aufgefordert, keine Briefe mehr in die Postkästen einzuwerfen, weil „eine Leerung der Briefkästen nicht mehr lange sichergestellt“ sei. Die Kunden sollten ihre Post an den Schaltern einliefern.

Die DPG fordert wie die Gewerkschaft ÖTV und die Bahngewerkschaft sowie die DAG eine Anhebung der Tarife der Beschäftigten im öffentlichen Dienst um 9,5 Prozent. Die öffentlichen Arbeitgeber hatten am Donnerstag keine Absicht gezeigt, ihr letztes Angebot im Gesamtvolumen von 4,8 Prozent zu erhöhen. Die drei DGB-Gewerkschaften hatten zusammen rund 800.000, die DAG etwa 140. 000 Mitglieder an die Streikurnen gerufen.

Das Ergebnis der Urabstimmung der ÖTV wird erst am Samstag um 14 Uhr in Stuttgart bekanntgegeben. Aber auch hier wurde angekündigt, daß die Streikleitung in Bremen ab 6 Uhr am Montag früh im Einsatz sei. Das Ergebnis der Polizeigewerkschaft wird ebenfalls erst am Wochenende öffentlich gemacht.

Der Arbeitskampf im Bankgewerbe ist dagegen endgültig vorbei: 90 Prozent der Bremer DAG-Mitglieder im Bankgewerbe sprachen sich für die Annahme der Tarifergebnisse vom 3. April aus. Demnach wird es eine Tarifanhebung um 5,4 Prozent, eine Einmalzahlung von 300 Mark für Januar und 350 Mark für Februar geben. Außerdem werden die Bankschalter künftig am 31. Dezember geschlossen bleiben. „Die Verhinderung von Lohnverzicht und Tarifdiktat ist allein dem großen Engagement der streikenden KollegInnen zu verdanken“, meinte der Bremer DAG-Bezirksleiter Hartmut Frensel.

Tarifabschluß für die Bäcker: Sechs Prozent mehr ab 1. Mai

Die etwa 6.400 Beschäftigten in der niedersächsischen und bremischen Brot- und Backwarenindustrie erhalten ab 1. Mai dieses Jahres um sechs Prozent höhere Löhne und Gehälter. Darauf einigten sich nach Angaben der Gewerkschaft Nahrung, Genuß, Gaststätten am Freitag in Hannover die Tarifpartner bereits in der zweiten Verhandlungsrunde. Nach Angaben der Gewerkschaft wurde in Bad Bramstedt (Schleswig-Holstein) ferner vereinbart, daß die Beschäftigten für den Monat April eine einmalige Pauschalzahlung von 200 Mark erhalten. Der neue Tarifvertrag hat eine Laufzeit von zwölf Monaten. Ursprünglich hatte die NGG eine Anhebung der Bezüge um 9,6 Prozent gefordert. taz/dpa