Runder Tisch diesmal in Oslo

■ Schröders Norwegenreise soll Paketlösung für Europipe und AKW-Stade bringen

Ob die Tische da in Norwegen rund oder eckig sein werden“, weiß der Sprecher der Staatskanzlei in Hannover „natürlich auch nicht“. Aber seinen Chef, den niedersächsischen Ministerpräsidenten Gehard Schröder, will er am liebsten in der Rolle des „Moderators“ sehen, wenn am kommenden Dienstag im Osloer Hotel Bristol Landesregierung, Greenpeace und die staatliche norwegische Ölgesellschaft Statoil über die Trasse der Erdagasleitung Europipe verhandeln. Begleitet wird Schröder auf dieser ersten Norwegenreise eines niedersächsischen Ministerpräsidenten auch vom VEBA-Vorstandsvorsitzenden Klaus Piltz.

Auf der Reise solle „eine Gesamtpaket geschnürt“ werden, sagt Regierungssprecher Michael Jürdens. Das soll am Ende so unterschiedliches enthalten wie die Trasse der umstrittenen Wattenmeerpipeline, den Preis von Gaslieferungen der norwegischen Statoil an die VEBA und damit geht es auch wieder um den Bau eines Gaskraftwerkes in Stade, dessen Inbetriebnahme jedenfalls für die Landesregierung „mit dem Ausstieg aus der Atomenergie“, sprich der Stillegung des altersschwachen Stader Atomreaktors, verbunden ist.

Auf die von der Staatskanzlei erwartete „Lösung, mit der alle leben können“, kann man allerdings gespannt sein. Greenpeace-Sprecher Carsten Redlich, hat sich gestern dem Ministerpräsidenten seine Teilnahme an den runden Tisch in Oslo nur unter der Bedingung zugesagt, daß in dem Gespräch um Pipelinetrassen gehe, die „das Wattenmeer völlig außen vor lassen“. Die Pipeline müsse entweder völlig um das Wattenmeer herum oder in einem einzigen Tunnel unter den ökolisch wertvollen Gebiet hindurch geführt werden, so die Position der Umweltschutzorganisation. Von der Statoil verlangt die nidersächsische Landesregierung die Bereitschaft, „auch über betriebswirtschaftlich ungünstige Trassenführungen zu reden“. Wobei natürlich klar sei, so sagt Regierungsprecher Jürdens, daß sich die Kosten des Pipelinebaus auch auf den Gaspreis auswirken. Der Vorstandsvorsitzende der VEBA-Tochter Preussen Elektra, die das in Stade geplante Gaskraftkraftwerk bauen soll, hat der Statoil bereits vorgeworfen, für das norwegische Gas „Fantasiepreise“ zu verlangen, und das AKW Stade will Preussen-Elektra-Chef Hermann Krämer auch nach dem Bau eines Gaskraftwerkes nicht abschalten.

Als Querschüsse wertet die Regierung derartige Äußerungen von Hermann Krämer. Niedersachsen, so sagte Regierungsprecher Jürdens gestern, habe an dem Pipelinebau vor allem „ein energiepolitischjes Interesse“. Wenn dadurch das AKW Stade nicht durch ein Gaskraftwerk ersetzt werde, dann könne man am Ende auch auf das Ganze Projekt verzichten. ü.o.