Alte Klasse statt Masse

■ Das Comeback heimischer Pflanzen gegen importiert und genormte Garten-Langeweile

Einheit in deutschen Ziergärten: Wenige Massenpflanzen prägen das Bild. Besonders beliebt sind Nadelgewächse wie die Omorika-Fichte, die aus südlichen Gefilden importiert wird. Die Grünstreifen wirken genormt — wie die Gartenzwerge. Allüberall artenarmer, kurzgeschorener Einheitsrasen, auf dem nichts blüht und gedeiht. Das ist nicht nur langweilig, sondern auch ökologisch unsinnig: Die Modepflanzen, meist importierte Zuchtsorten, passen am neuen Standort nicht in die Flora und Fauna.

Mit Fremdenfeindlichkeit in der Botanik hat die Kritik am exotischen Konfektionsgrün nichts zu tun. Alte, heimische Gewächse, im Gartenmarkt stark ins Hintertreffen geraten, haben eindeutige Vorzüge. Für Wildsträucher hat der Biologe Dr. Reinhard Witt, Vorsitzender des »Naturgarten«-Vereins im bayerischen Gräfelfing, eine »Hitliste« aufgestellt. Die Früchte der Vogelbeere beispielsweise werden von 63 Vogel- und 31 Säugetierarten verzehrt. Entsprechenden Platz und geschickte Zusammenstellung vorausgesetzt, bietet eine Hecke aus verschiedenen Wildsträuchern Futter für die Fauna — und dem Auge monatelang eine vielfältige Blütenpracht. Dazu muß man sich nur über die unterschiedlichen Blütezeiten informieren.

Alte Wildrosensorten, die hochgezüchtete, importierte Dauerblüher ersetzen, sorgen für weitere Abwechslung im Garten. In Rosen- Fachkreisen gilt inzwischen ohnehin die Devise: Alte Klasse statt Masse. Einzelstauden mit Begleitgewächsen wie Lavendel, Salbei oder Clematis lösen das Rosenbeet ab. Ein anderes wichtiges Element im Naturgarten sind mehrjährige Wildstauden wie Lavendel, Malve und Walderdbeere. Sie eignen sich besonders für Mischkulturen mit Gemüse, Blumen und Kräutern und gehören unbedingt zu einer Naturwiese.

Eine Liste mit Bezugsquellen für Wildstauden und -gehölze, alte Obstsorten und Wildpflanzensaatgut verschickt die Landesanstalt für Ökologie, Landschaftsentwicklung und Forstplanung, Leibnizstraße 10, 4350 Recklinghausen. wer