Heute über Rumänien...

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Mit Rumänien, dem südosteuropäischen Balkanland, verbinden wohl die meisten weniger touristische Ziele als zweifelhafte Phänomene wie Dracula, Ceausescu und die Revolution von 1989. Umfangreiche historische Einführungen sind daher in einem Reiseführer zu Rumänien durchaus sinnvoll. Um das Gebiet in den heutigen Grenzen Rumäniens haben sich russische, bulgarische, türkische und ungarische Herrscher gestritten. Erst seit 1862 existiert Rumänien als eigenständiger Staat.

Die Autoren des Reiseführers Reiseland Rumänien, Stephan Hoffstadt und Edgar Zippel, vermitteln Wissenswertes über die Ursprünge der verschiedenen Minderheiten — Ungarn, Roma, Deutsche, Juden —, über den Systematisierungs- und Größenwahn des „Titans der Titanen“ (Eigenbezeichnung Ceausescus), über eine Bevölkerungspolitik, die selbst vor Gebärmutterkontrollen nicht zurückschreckte, über eine Desinformation, die sogar das Wetter zu fälschen versuchte. Auch die bisher wenig erfolgreichen Versuche eines wirtschaftlichen und politischen Neuanfangs werden beleuchtet.

Der Reiseführer macht dem Leser dennoch Lust auf die wunderschönen mittelalterlichen transsilvanischen Städte wie Sighisoara (Schäßburg), Sibiu (Hermannstadt) oder dem stark ungarisch geprägten Cluj, deren k.u.k. Atmosphäre bislang erhalten blieb. Die Autoren empfehlen Touren, beschreiben Zugangswege zum weitverzweigten und artenreichen Donaudelta. Von einem Badeurlaub in den Bettenburgen der Schwarzmeerküste raten sie entschieden ab.

Die praktischen Tips der Autoren machen deutlich, daß Rumänien ein touristisches Mangelland ist. So wird empfohlen, eine Reihe von Lebensmitteln und Gebrauchsgegenständen mitzunehmen. Zu 90 Prozent besteht das Sortiment der Lebensmittelläden aus ungenießbaren Konserven. Das Angebot an Klopapier unterliegt starken saisonalen Schwankungen.

Daß sich die Verhältnisse in Rumänien in atemberaubendem Tempo ändern, ist den Autoren allerdings nicht vorzuwerfen. Die Hotels, die laut Reiseführer noch 50 US-Dollar pro Zimmer verlangen, nehmen jetzt, seit der Liberalisierung im vergangenen Sommer, etwa 20 bis 30 Mark. Auch das Benzin muß nicht mehr in Dollar bezahlt werden und kostet gegenwärtig etwa 50 Pfennig pro Liter. Robert Schuhmacher

Stephan Hoffstadt und Edgar Zippel: „Reiseland Rumänien“, edition aragon, Moers 1992, 369 Seiten, 32DM