Sanktionen ohne Wenn und Aber!

■ Für die westlichen Staaten steht in Bosnien die Glaubwürdigkeit auf dem Spiel

Sanktionen ohne Wenn und Aber! Für die westlichen Staaten steht in Bosnien die Glaubwürdigkeit auf dem Spiel

Im Minutentakt fielen Bomben auf Vukovar, als der verdutzte Vorsitzende der Friedenskonferenz zu Jugoslawien, Peter Carrrington, vom Anstifter dieses Unheils mit breitem Lächeln empfangen wurde. „Schönes Wetter heute. Die Sonne scheint“, sagt Slobodan Milosevic.

Sein Außenminister Vladislav Jovanovic hatte beim Gespräch mit Hans-Dietrich Genscher am vorigen Donnerstag nicht mehr zu lächeln vermocht. Auf der anschließenden Pressekonferenz leierte er mit versteinertem Gesicht jene serbischen „Wahrheiten“ herunter, die in den Belgrader Medien in täglich neuen Versionen einer weltweiten Verschwörung produziert werden. Demnach habe Serbien mit dem Krieg in Bosnien-Herzegowina nichts zu tun, Schuld hätten kroatische und moslemische „Extremisten“. Nach langem Zögern braut sich außenpolitisch über Serbien ein Unwetter mit noch unabsehbaren Folgen zusammen. In dieser Situation ist es das Ziel Belgrads, die Schar der Schuldigen an dem Krieg zu vergrößern. Richtig ist, daß mittlerweile auch Kroaten und Moslems zu den Waffen gegriffen haben, aber um sich und den anerkannten bosnischen Staat zu verteidigen.

Nachdem die Terror-Trupps aus Serbien in Zusammenarbeit mit der „jugoslawischen Volksarmee“ die nichtserbische Zivilbevölkerung in Ostbosnien zu Tausenden massakriert haben, um ethnisch rein serbische Gebiete zu schaffen, ist die Schuldfrage auch für UNO, EG, KSZE und USA endlich keine Frage mehr. Der Westen hat sich durch die Anerkennung der Souveränität für die territoriale Integrität Bosnien-Herzegowinas entschieden. Nur noch serbischerseits werden diese neuen Realitäten mit brutalsten Mitteln bekämpft. Auf diese Aggression müssen UNO, EG und USA, auf die sich der kompromißbereite und friedliche Kurs der bosnischen Regierung gestützt hat, mit entschiedenen Maßnahmen reagieren.

Gegenüber der irakischen Aggression auf Kuweit griff man ohne den Umweg langwieriger Sanktionen zum letzten — dem militärischen — Mittel. Soll dies vermieden werden, so gilt es jetzt, ohne Zögern eine Stufenleiter wirksamer Sanktionierung Serbiens einzuleiten, an deren Ende Belgrad ernsthaft mit militärischer Gewalt gedroht wird. Nur auf diese Weise läßt sich verhindern, daß auch noch die Kosovo-Albaner, die Moslems im Sandschak und die Ungarn und Kroaten in der Wojwodina vom großserbischen Alptraum der „Gewinnung von Lebensraum“ vertrieben werden. Für den Westen stellt sich die Gewissensfrage, ob er im Golfkrieg mehr als nur die eigene Ölversorgung verteidigt hat. Dunja Melcic

Die Autorin ist Philosophin und arbeitet im „Palais Jalta“ in Frankfurt.