MIT DEM SCHWARZEN GOLD AUF DU UND DU
: Kartell gegen Umweltschutz

■ Ölproduzenten wollen nicht auf Devisen verzichten

Wien (afp/dpa/taz) — Ölteppiche an den Küsten, Smogalarm in den Städten, das Ozonloch am Himmel — eigentlich haben die ölproduzierenden Länder die Umweltprobleme direkt vor der Haustüre. Doch das scheint das Opec-Kartell und andere unabhängige Ölförderstaaten wenig zu kümmern. Im Gegenteil: Sie warnen neuerdings die reichen Industrienationen davor, Umweltschutzmaßnahmen zu ergreifen, die für die Weltwirtschaft schädlich sein könnten.

Auf der Opec-Halbjahrestagung (siehe: taz vom 24.April) verabschiedeten 23 Ölstaaten, darunter die dreizehn Opec-Mitglieder sowie Rußland und China eine entprechende Resolution, die als Forderungskatalog bei dem UN-Umweltgipfel in Rio auf den Tisch gelegt werden soll. Darin wird verlangt, in Rio eine Klima-Konvention zu verabschieden, die zwar „global und ausgewogen“ sein soll, aber keinesfalls auf „fiskale oder andere Maßnahmen“ setzen dürfe, die das Wachstum der Weltwirtschaft gefährdeten — schon gar nicht in den Entwicklungsländern. Die Ölproduzenten fordern zudem von den reichen Industriestaaten einen angemessenen Transfer finanzieller Mittel in die Entwicklungsländer.

Denn dort, so ihr Argument, stehe Armut und Verschlechterung der Umweltbedingungen in direktem Zusammenhang. Nur Norwegen und Mexiko widersetzten sich der Erklärung. Ihre Begründung: Es trage zu sehr die Handschrift der Opec.

Die Ölproduzenten wollen trotz der weltweit drohenden Umweltkatastrophe nicht auf die Deviseneinnahmen aus den Ölgeschäft verzichen. Sie wehren sich auch vehement dagegen, daß ihr Öl die Quelle des Umweltübels sein soll. So hatte die Umweltorganisation Greenpeace jüngst dem Ölkartell vorgeworfen, der weltgrößte Umweltverschmutzer zu sein. Jedes Barrel Öl (159 Liter) schleudere 400 Kilogramm Kohlendioxid (CO2) in die Atmosphäre, ermittelten die Unweltschützer. Allein die Opec pumpt täglich mehr als 23 Millionen Barrel auf den Weltmarkt. „Wir Ölproduzenten müssen uns gut vorbereiten, um einen möglichen Generalangriff auf unsere Industrie abzuwehren“, erklärte denn auch Opec-Präsident Jibril.

Ein Dorn im Auge ist den Lieferländern vor allem die in Europa geplante Kohlendioxidabgabe. Denn daß für den Treibhauseffekt allein das CO2 verantwortlich sein soll, wird von ihnen stark angezweifelt. Nüchtern machen die Förderländer ihre Rechnung auf, sollte es zu einer CO2-Steuer kommen: Über steigende Energiekosten werde letztendlich die Nachfrage nach dem schwarzen Gold zurückgehen. Die Folge: weniger Devisen für die Ölstaaten. es