Im Westberliner Nahverkehr geht heute gar nichts mehr

■ Streik im öffentlichen Dienst: Von Montag bis Sonntag erste Phase/ Im Westteil stehen heute die BVG-Busse, U- und S-Bahnen still/ Fernsprechauskunft unbesetzt, Schleusen dicht, im Flugverkehr keine Verzögerungen

Berlin. Wer keinen Wagen besitzt oder nicht vorsorglich Fahrgemeinschaften gebildet oder sein Fahrrad nicht rechtzeitig repariert hat, wird es heute besonders schwerhaben: Von null bis 24 Uhr stehen heute im öffentlichen Nahverkehr im Westteil der BVG alle Räder still. Betroffen sind auch alle Linien, die im Westen beginnen und durch den Ostteil führen: S1, S2, U6, U8 sowie die Buslinien 100, 120, 124, 126, 128, 170, 171, 277 und N 8.Ausnahme: die privaten Busse in den Außenbezirken. Zusätzlich will die BVG mit rund 100 bis 150 privaten Bussen Notlinien aufrechterhalten. Busse aus dem Osten fahren nur bis zur ehemaligen Grenze. Auch der Ausflugsverkehr und die Wannseebahn sind vom Streik betroffen.

Bei der Post wird am Montag in einigen Bereichen der Telekom vergeblich angerufen werden. Entstörungsdienst, Fernsprechauskunft und Handvermittlung bleiben unbesetzt. Im Laufe der Woche folgen Postdienst und Postgiroamt. Achtung: Wegen des Streiks in einigen Postdienststellen Westdeutschlands können schon jetzt Briefe liegen bleiben.

Aufatmen dürfen alle Eltern: Die Kindertagesstätten beteiligen sich erst in der zweiten Phase (ab 4. Mai) am Ausstand.

In einigen Verwaltungen wird sich schon heute unerledigtes Papier stapeln: von heute bis einschließlich Mittwoch kann es bei der »Bundesversicherungsanstalt für Angestellte« (BfA) bei der Genehmigung von Kuren und bei der Berechnung von Renten zu Verzögerungen kommen. Im selben Zeitraum gehen am Fehrbelliner Platz die Beschäftigten des »Bundesinstituts für Berufsbildung« (BIBB) in den Ausstand.

Vom 28. bis zum 29. April werden rund 1.000 Beschäftigte bei der Senatsverwaltung für Inneres, Bau- und Wohnungswesen, Stadtentwicklung und Umweltschutz und beim Landesamt für Zentrale Soziale Aufgaben die Arbeit niederlegen.

Keine Pflege erhalten von heute an bis Mittwoch nacht die öffentlichen Grünflächen und Parkanlagen: 3.000 Beschäftigte in den westlichen Gartenbauämtern lassen die Arbeit ruhen.

Für mindestens drei Tage bleiben ab heute die fünf Westberliner Schleusen geschlossen. Auch im Westhafen beginnt am Dienstag für rund 1.000 Beschäftigte der Arbeitskampf.

Die Universitäten (FU und TU) werden am 29. April eine eintägige Denkpause einlegen.

In der Zentralwerkstatt der Feuerwehr bleiben am Mittwoch rund 50 Beschäftigte der Arbeit fern. Einsatzkräfte werden jedoch nicht streiken. Bei der Polizei treten am 29. und 30. April Beschäftigte der Wachpolizei und im Werkstättenbereich der Direktion 5 in den Streik. Bei einem längeren Streik sollen auch Meldestellen des Landeseinwohneramtes betroffen sein. Kriminal- und Schutzpolizisten dürfen als Beamte hingegen nicht streiken.

Bei der BSR kommt es erst vom 1. bis 3. Mai zum Kampfmaßnahmen. Schwerpunkt: die innerstädtische Straßenreinigung. In der zweiten Streikphase wird die Müllabfuhr in den Ausstand mit einbezogen.

Im Flugverkehr werden keine Verzögerungen von und nach Berlin erwartet. Die Flughafenfeuerwehr will die ÖTV in der ersten Phase nicht in den Streik einbeziehen.

Die Deutsche Reichsbahn bleibt vom Streik verschont. Die S-Bahn im Osten und der Fernverkehr sollen rollen. sev

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