MIT DEN AUTOKONZERNEN AUF DU UND DU
: GM auf Kapitalsuche

■ General Motors plant größte Aktienemission eines Konzerns

Detroit (dpa/taz) — Mit einem Gewaltakt versucht der US-Automobilkonzern General Motors derzeit, sich aus seiner schweren Krise zu manövrieren. Am Freitag abend kündigte die Firmenspitze die bisher größte Aktienemission an, die je ein US-Unternehmen vorgenommen hat. Der Konzern will 50 Millionen Aktien im Wert von rund 2,1 Milliarden Dollar (rund 3,5 Milliarden Mark) ausgeben, um sein Kapital aufzustocken. Die bisher größte US-Emission hatte die Consolidated Rail Corp. mit 1,46 Milliarden Dollar gemacht. Nur dem britischen Ölkonzern BP gelang ein noch größeres Schnäppchen, als er Aktien im Wert von 2,5 Milliarden Dollar in den USA plazieren konnte.

Wegen der anhaltenden Rezession in den USA, starken Absatzrückschlägen, harten Preiskämpfen und starker Marktanteilsgewinne der japanischen Automobilhersteller in Nordamerika mußte GM im vergangenen Jahr nach Expertenschätzungen Verluste von über sieben Milliarden Dollar einstecken. Der Umsatz ging auf 109,15 Milliarden Dollar zurück. Insgesamt ist der Marktanteil des weltgrößten Autoherstellers in Nordamerika in den vergangenen zehn Jahren von 45 auf 35 Prozent geschrumpft. GM muß jetzt nicht nur seine erheblichen Überkapazitäten abbauen, sondern sich auch neues Kapital verschaffen. Der Konzern benötigt Milliarden, um die Produktion abzuspecken und neue Modelle zu entwickeln.

Der neue GM-Präsident John Smith soll als Aufräumer und Sanierer den ins Schleudern geratenen Autoriesen wieder flott machen. Doch die erwartete Reorganisation blieb ohne Überraschungen: Keine der sechs eigenständigen Divisionen — die Marken Buick, Cadillac, Chevrolet, Oldsmobile, Pontiac und das neue, höchst geheime Wunderprojekt Saturn — wird aufgelöst oder zusammengelegt. In Nordamerika will GM nur noch zwei Entwicklungsgruppen behalten, eine für Personenwagen sowie eine weitere für Pickups und leichte Nutzfahrzeuge. Auch blieb offen, ob und welche der 64 GM- Automodelle gestrichen und welche Werke zusätzlich geschlossen werden sollen. GM will, wie bereits bekannt wurde, bis 1995 insgesamt 21 Produktionsstätten schließen und 74.000 Mitarbeiter in den USA und Kanada entlassen— das sind 18 Prozent der Belegschaft in Nordamerika. es