Streikwelle rollt langsam auf Bremen

■ Erster Streiktag in Bremen traf vor allem Hafen / Ab heute werden Müllabfuhr und Kitas bestreikt

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Menschen hinter Streikparole

Straßenverkehrsbehörde - dicht.

Nichts ging mehr an der Schleuse zum Bremer Industriehafen: Weil die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) gestern als erste zentrale Streikaktion das Hafenamt und damit auch die Schleuse zur Hafeneinfahrt bestreikte, konnten Schiffe in den Industriehafen weder ein-noch ausfahren. Etwa 250 Menschen arbeiten im Hafenamt, der Großteil sind Angestellte. Nach Auskunft von Haupthafenmeister Eberhard Riek wurde für die Wasserschutzpolizei und Feuerwehrschiffe ein Schleusennotdienst von Beamten aufrecht erhalten.

Bremen wird mit dieser Aktion empfindlich getroffen: Allein gestern erwartete das Hafenamt sechs Schiffe, die nun entweder auf teuren Warteplätzen im Europahafen liegen oder einfach umdirigiert werden. Derzeit liegen 13 Schiffe im Industirehafen, von denen sechs, teilweise termingebunden, den Hafen gestern verlassen wollten. Der Streik ist auf drei Tage ausgelegt.

Streik auch bei der Post, bei der

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Eisenbahn und bei der Polizei. Bei der Post streikten etwa 400 angestellte Mitarbeiter der Fernmeldeämter 1 und 2. Die dadurch entstandenen Störungen betrafen im wesentlichen die Post selbst. In Bremerhaven wurde der Zustelldienst vom Streik lahmgelegt. „Etwa 100.000 Sendungen dürften nicht angekommen sein“, erklärte der hiesige Sekretär der Deutschen Post-Gewerkschaft, Helmut Kamp. Für heute sind Streikaktionen in der Paketabfertigung im Postamt 5 und im Postamt Domsheide geplant.

Beim Stadt- und Polizeiamt streikten die Angestellten ebenfalls. Nicht eine Zulassung für PKWs, die Arbeit ruhte bei den Wartungs- und Reparaturwerkstätten für Polizeifahrzeuge.

Die Beamten nutzten nach Angaben des Vorsitzenden der Gewerkschaft der Polizei, Hans Schulz, ihr Recht auf eine Sprechstunde beim Personalrat. Offiziell dürfen sie nicht streiken.

Streik auch in der Botenmeisterei des Stadtamtes. Hier wurden aber von stellvertretenden Leiter des Stadtamtes, Joachim Becker, zwei Beamte zur Postverteilung verdonnert. „Weitere Einsätze von Beamten werde ich mir vorbehalten“, erklärte Becker gegenüber der taz.

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Polizeiwagen reparieren? Ist nicht.

Streik beim Statistischen Landesamt, beim Versorgungsamt, bei der Autobahn-Meisterei in Hemelingen, bei der Fahrbereitschaft der Polizei, und erste Streiks auch bei der Eisenbahn. Gestern morgen legten etwa 20 Eisenbahner die Arbeit auf dem Rangierbahnhof Gröpelingen nieder, eine Baustelle, die auf die Fertigstellung wartet, „haben wir schnell mit Beamten durchgezogen“, erklärte der Generalbevollmächtigte für den Personenverkehr bei der Deutschen Bundesbahn Bremen, Joachim Adomeit. Im Fernverkehr litten Reisende nur unmittelbar durch den Ausfall zweier Inercity-Züge auf der Strecke Hamburg-Hannover. Die Bahn rechnet jedoch auch mit baldigen Streiks im Personen-Nahverkehr.

Alle öffentlichen Arbeitgeber haben mit den örtlichen Streikleitungen Vereinbarungen über Notdienste. Das betrifft die Beförderung zum Beispiel von verderblichen Lebensmitteln als auch neuralgische Punkte der öffentlichen Versorgung. Die Streikleitungen legen die Kampfgebiete für jeden Tag neu fest, damit sich die Arbeitgeber nicht auf die Kampfmaßnahmen einstellen können.

BSAG und Stadtwerke-Mitarbeiter streiken nicht. Für sie gilt ein hausinterner Tarifvertrag, der erst im Herbst diesen Jahres abläuft.

Ab heute wird es aber auch in Bremen ernster: So rechnet das Amt für Stadtentwässerung (ASA) und Abfallwirtshaft damit daß die Müllabfuhr und die Müllverbrennungsanlage bestreikt werden. Das ASA weist darauf hin, daß dann auch die Wertstoffcontainer nicht mehr gellert werden. Auch das Schadstoffmobil wird in der Garage bleiben.

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Telekom - arbeitet nicht

Auch die Eltern von Kindergartenkindern müssen für heute vorsichtshalber eine andere Betreuung organisieren. Aller Voraussicht nach sind die städtischen Kindertagesheime in Bremen heute dicht.

Markus Daschner