Unterm Strich

Die Untiefen des Mains werden demnächst von fünf Sporttauchern beäugt. Im Rahmen des 1. Internationalen Unterwasserfilm- und Fotofestivals, das morgen in Frankfurt beginnt, präsentieren die mit Videokameras ausgestatteten Taucher die Highlights ihrer Main-Exkursion auf der Leinwand des Deutschen Filmmuseums. Bei den Dokumenten des Meeres geht es nicht nur um das Blau des Meeres (Atlantis-Regisseur Luc Besson respektive) im allgemeinen, sondern auch um die Gefährdung der Wasserläufe und Flußbetten im besonderen. Das Festival widmet dem französischen Umweltschützer und Meeresforscher Jacques Cousteau eine Retrospektive. Am 3.Mai werden Preise im Wert von insgesamt 50.000 Mark an die aus 18 Ländern angereisten Fotografen und Regisseure verliehen — eine vergleichsweise geringe Aufwandsentschädigung für die Produktionskosten.

Streik! In Wagners Fliegendem Holländer zog es Tenor Manfred Fink vor, in engen Jeans den Steuermann zu singen. Die BesucherInnen der Düsseldorfer Rheinoper durften ihren Wagner wenigstens ungeschminkt hören und sehen; im Stadttheater Krefeld ward die Aida-Premiere nur konzertant (stocksteif und ausdruckslos) auf die Bühne gebracht. Andere westfälische Bühnen (Köln, Bonn, Essen, Bielefeld) ersparten dem Publikum die Qual und befanden gleich: Der Vorhang bleibt unten. Die Konzerte der Bochumer Symphoniker sind bis einschließlich heute vertagt. Im Essener Aalto-Theater macht bis morgen die Kultur dicht. In Nürnbergs städtischen Bühnen fiel Benjamin Brittens Oper Tod in Venedig ins Wasser, in Regensburg wartet man vergeblich auf La bohème (Puccini). Damit nach Beendigung des ÖTV-Streiks nicht das entzürnte Publikum die Segel streicht, werden allerorts Gutscheine verteilt, die in finanzkräftigeren Zeiten einzulösen sind.

In Oberhausen bibbern und bangen derweil die Veranstalter um die 38. Internationalen Kurzfilmtage, die morgen eröffnet werden sollen. „Wir hoffen, daß uns die große Katastrophe erspart bleibt“, sagte die Sprecherin Barbara Tünnemann, wohl wissend, daß ohne die Filmvorführer die Leinwände dunkel bleiben.

Die Nachrichtenagentur 'ap‘ nennt die Ausstellung Jüdische Lebenswelten, die am Sonntag zu Ende ging, einen „Knüller“. Wir bedauern, daß die Ausstellung, die den Blick für die Schönheit und Vielfalt der jüdischen Alltagskultur zu öffnen versuchte, nicht verlängert worden ist. Mit über 300 Leihgebern aus aller Welt und 2.500 sorgsam zusammengetragenen Ausstellungsstücken erreichte sie innerhalb von drei Monaten eine halbe Million Menschen.

Im Rahmen unserer fürsorglichen Kirchenberichterstattung erreichte uns folgende Botschaft: Im Münsterland mit seinen schwarzweißen Kühen und den weißen Lattenzäunen hat die Katholische Kirche innerhalb von vierzehn Tagen ihren zweiten Priester an eine Frau verloren. Nach der bischöflichen Suspension des Geistlichen Karl Lenfers, der ein zwölf Jahre währendes „Versteckspiel“ nun in eine Ehe zu überführen gedenkt, verweigerte nun auch der Vikar Frank Buhs der Kirche den zölibatären Gehorsam.