Nahverkehr in NRW stand still

■ Streik der Bus- und Straßenbahnfahrer in Nordrhein-Westfalen/ Unerledigte Post von Frankfurt bis München/ ÖTV-Chefin: „Jetzt wird es teurer werden“

Bonn/Düsseldorf (dpa/ap/taz) — Vor allem auf Nordrhein-Westfalens öffentlichen Nahverkehr konzentrierten sich gestern die Streikaktionen. Die Gewerkschaft ÖTV vermeldete, daß der Berufsverkehr in den Ballungsräumen des bevölkerungsreichsten Bundeslandes gestern morgen streckenweise zum Erliegen kam. An die drei Millionen Pendler wurden nicht befördert. Und die, die aufs Auto umstiegen, standen in kilometerlangen Staus zwischen Dortmund und Essen oder zwischen Wuppertal und Düsseldorf. Zäh floß der morgendliche Berufsverkehr auch in Köln, Bonn, Frankfurt/Main, München und Nürnberg.

Bundesweit hatte die ÖTV 130.000 ArbeiterInnen und Angestellte in den Ausstand gerufen. Bei der Post legten rund 6.500 Bedienstete die Arbeit nieder. Nicht nur in München blieben gestern Briefe liegen. In Frankfurt wuchs der Berg seit Montag auf sechs Millionen. In der Region Niederrhein streikten 3.000 Beschäftigte, nachdem der Postgewerkschaft zu Ohren gekommen war, daß die Oberpostdirektion konkrete Vorbereitungen für einen „Streikbrechereinsatz“ von Beamten getroffen habe. Bestreikt werden auch in mehreren Städten die Fernmeldeauskunft und der Telecom- Service. Besonders hart getroffen von den Streiks ist die Hafenwirtschaft in Bremen und Bremerhaven. Weil die Schleuse zum Bremer Industriehafen geschlossen ist, können 13 Schiffe nicht auslaufen.

Auch die Kultur bleibt vom Streik nicht verschont. In immer mehr Theatern Baden-Württembergs müssen die Vorhänge unten bleiben. Das Mannheimer Nationaltheater muß voraussichtlich zwei Premieren absagen. In Hessen streikten gestern auch Beschäftigte in Krankenhäusern und Kindergärten. In Kassel blieben 27 Kindertagesstätten geschlossen.

Die Bilanz der ÖTV-Chefin Monika Wulf-Mathies am zweiten Streiktag: „Jetzt wird es teurer werden, wir wollen mehr als das Schlichterangebot, das muß den Arbeitgebern klar sein.“ Wulf-Mathies sprach sich für ein schnelles Ende des Streiks im öffentlichen Dienst aus. Dafür sprach sich auch der Verhandlungsführer der kommunalen Arbeitgeber, Richard Klein (SPD), aus.