Scipio droht Senat: Wandert Fruchtumschlag ab?

■ Sondersitzung des Senats / Entscheidung verschoben

Scipio-Chef Bernd Artin Wessels hat gestern angekündigt, den Fruchtumschlag aus den Bremer Häfen in andere Standorte abzuziehen. „Die Entscheidung des Senats war eine Entscheidung gegen die Frucht, der 28. April war der letzte Termin“, erklärte Wessels gestern. Am vergangenen Dienstag hatte der Senat die Entscheidung über den endgültigen Standort des Fruchtumschlages noch einmal hinausgeschoben. Laut Senatsbeschluß vom Juni letzten Jahres sollte der Fruchtumschlag vom Europahafen in den Neustädter verlegt werden, die im Fruchtumschlag aktive Firmengruppe Atlanta, zu der auch Scipio gehört, drängte wegen der hohen Investitionskosten im Neustädterhafen auf den Ausbau des Europahafens.

Der Senat trat nach der Ankündigung Wessels gestern zu einer Sondersitzung zusammen, bestätigte aber seine Entscheidung vom Dienstag. Wie Senatssprecher Klaus Sondergeld gestern erklärte, verpfichte sich der Senat gegenüber den Atlanta-Firmen, die Voraussetzungen für den Umschlag von 250.000 Tonnen Frucht bis Ende 1993 zu schaffen. Der Senat erwägt aber, den Fruchtumschlag in Bremerhaven beim Bananenumschlag anzusiedeln.

„Wir werden uns überlegen, wie wir unsere Aktivitäten ausgliedern“, erläuterte dagegen Wessels seine Zukunftspläne. Nach der Senatsentscheidung „können Herr Fücks und Herr Jäger jetzt ihre Wohnungen im Europahafen bauen oder sonst einen Quatsch machen“, sagte Wessels wörtlich. Die Atlanta-Gruppe will wird wegen des florierenden Ost-Geschäftes ihre Umschlagskapazitäten von 170.000 auf 250.000 Tonnen erweitern. „Wenn in Bremen dafür kein Platz ist, werden wir nach Antwerpen, Hamburg oder Rostock gehen.“ Wessels ließ auch durchblicken, daß dann auch der Standort des Bremerhavener Bananenumschlages in Frage gestellt werden muß. „Es macht wenig Sinn, in der einen Stadt 150.000 Tonnen und in der anderen 50.000 Tonnen umzuschlagen, das ist nicht wirtschaftlich“, sagte Wessels, der auch der Vorstandsvorsitzende der Atlanta-Gruppe ist. Der Standort Bremerhaven komme für seine Gruppe nicht in Frage, weil die Investitionen für die Ansiedlung des Fruchtumschlages dort zu hoch seien.

Senatssprecher Sondergeld erklärte gestern, daß die Investitionskosten möglicherweise vom Senat übernommen würden. Bislang ist allerdings unklar, wo genau in Bremerhaven die Frucht angesiedelt werden soll. am Columbus-Pier, der billigsten Variante, muß noch geprüft werden, ob die Kaimauern für die schweren Kräne stabil genug sind. Eine Senatsarbeitsgruppe hat den Auftrag, bis Ende Mai den Standort auf Tauglichkeit zu überprüfen.

Sondergeld betonte außerdem, daß sich der Senat an seine Entscheidung vom letzten Juni gebunden fühle. „Der Scipio ist, wenn Bremerhaven nicht Standort wird, der Neustädter Hafen auf jeden Fall sicher“, sagte Sondergeld im Anschluß an die Senatssitzung. Der Senat habe seinen Beschluß vom Dienstag auch nicht noch einmal zur Diskussion gestellt. Bürgermeister Wedemeier habe die Regeirungmitglieder lediglich über die von Wessels gemachten Äußerungen berichtet.

Scipio hatte in den vergangenen Jahren seinen Teil zur Konfusion beigetragen. Erst wurde verlangt, die Anlagen im Europahafen auszubauen. Im letzten Juni wurde dann ultimativ Platz im Neustädter Hafen gefordert, ehe jetzt wieder nach dem Europahafen verlangt wurde. mad