Tod einer Trotzkistin

■ Mysteriöser Mord in Moskau

Berlin (taz) — Vor den russischen Botschaften in aller Welt werden heute Demonstranten aufziehen. Und sie werden fordern, daß der brutale Mord an der amerikanischen Trotzkistin Martha Philips am 9. Februar in Moskau aufgeklärt wird. Denn bisher drücken sich nach Angaben ihrer Freunde die Moskauer Behörden um ernsthafte Nachforschungen.

Die 43jährige Martha Philips war die Sprecherin der Internationalen Kommunistischen Liga in der ehemaligen Sowjetunion. Sie wurde am Vorabend einer von ihr unterstützten Anti-Jelzin-Demonstration erwürgt und am Brustkorb verletzt.

Schon einige Wochen zuvor war die trotzkistische Aktivistin und US-amerikanische Jüdin von Anhängern der antisemitischen rechtsradikalen Pamjat-Gruppe bedroht worden. Deshalb schließen ihre Freunde auch einen politischen Mord nicht aus.

Unerfreulich sei das Verhalten der zuständigen Behörden. Als die Leiche in ihrer Wohnung entdeckt wurde, hatte jemand den Versuch gemacht, den Tod als einen natürlichen erscheinen zu lassen. Obwohl auf eine offenen Wunde am Brustkorb aufmerksam gemacht, erklärten Milizangehörige und zuständige Ärzte, Martha Philips sei eines natürlichen Todes gestorben. Erst nach der Autopsie wurde eine kriminologische Untersuchung eingeleitet, die bisher noch zu keinen Ergebnissen geführt hat. Auch die amerikanischen Botschaftsangehörigen zeigten sich nach Angaben des Anwalts der Familie wenig hilfsbereit. er