IG Metall startet Warnstreiks

Die Metallgewerkschaft will die Arbeitgeber mit Warnstreiks zur Verhandlungsbereitschaft zwingen  ■ Aus Bochum Walter Jakobs

Die Industriegewerkschaft Metall (IGM) wird die in der Nacht zum Mittwoch begonnen Warnstreikaktionen in den nächsten Tagen massiv ausweiten. Nach den Worten des IGM-Vorstandsmitglieds Horst Klaus soll mit den bis zu zwei Stunden dauernden Streiks die Verhandlungsbereitschaft der Arbeitgeber erzwungen werden. Auf einer Kundgebung vor knapp viertausend betrieblichen Funktionären sagte Klaus gestern am späten Nachmittag in Bochum, daß sich die IG Metall parallel zu den Warnstreikaktionen auf einen Arbeitskampf vorbereite, der „unvermeidlich“ werde, wenn die Arbeitgeber nicht bald ein verhandlungsfähiges Angebot auf den Tisch legten. Der Dortmunder IGM-Bezirksvorsitzende Lorenz Brockhues, der die regionalen Tarifverhandlungen für die IGM führt, bezeichnete das von den Arbeitgebern bisher vorgelegte Angebot im Gesamtvolumen von 3,3 Prozent als eine „Provokation“. Ein solches Angebot sei „nicht verhandlungsfähig“. Für den Fall, daß die Arbeitgeber sich nicht bald nach oben bewegten, kündigte Brockhues „eine Auseinandersetzung an, wie sie dieses Land noch nicht gesehen hat“. In der Zeit vom 5. bis zum 8. Mai sollen alle metallverarbeitenden Betriebe in NRW in die Warnstreikaktionen einbezogen werden. Insgesamt beschäftigt die Branche etwa eine Million Menschen in Nordrhein-Westfalen.

Hort Klaus sicherte bei der Veranstaltung in Bochum, an der auch zahlreiche ÖTV-Mitglieder teilnahmen, den streikenden Arbeitnehmern im öffentlichen Dienst die Unterstützung der IG Metall zu. In zahlreichen Städten haben die Gewerkschafter aus großen Metallbetrieben inzwischen Patenschaften mit den Beschäftigten im öffentlichen Dienst geschlossen und organisatorische Hilfe während der ersten Streiktage vor Ort geleistet.

Die Schwerpunkte der gestrigen Warnstreiks lagen nach Angaben der Frankfurter IGM-Zentrale in Bayern, Hessen und Niedersachsen. Insgesamt beteiligten sich den Berichten aus der Gewerkschaft zufolge gestern bis zu 130.000 Menschen an den Streiks. Für den heutigen Donnerstag hat die IG Metall an der Küste rund 200.000 Mitglieder zur Warnstreikaktionen aufgerufen.

Die IG Metall fordert für die insgesamt über vier Millionen Beschäftigten in der westdeutschen Metall- und Elektroindustrie 9,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt. Ein IG-Metall-Sprecher in Frankfurt kritisierte die Drohung des Metallarbeitgeberpräsidenten Hans Jochaim Gottschol, auf Warnstreiks mit Aussperrung zu reagieren. Wer damit schon jetzt drohe, „will bewußt den Arbeitskampf provozieren und verspielt den sozialen Frieden“. Für den IG-Metaller Brockhues gehört Gottschol zu den „Falken“ im Arbeitgeberlager. Brockhues wörtlich: „Wir werden wohl gezwungen sein, dem Falken die Flügel zu stutzen.“