Rotsünder, Mimosen und Einsteigerin

■ Allerlei unterdrückte Nachrichten aus dem Bauch der grünen Bestie

„Nein, da weiß ich nichts davon.“ — „Nein, ich habe mich nicht beworben.“ Und überhaupt: Warum soll das in der Zeitung stehen? „Ich bin doch keine Person des öffentlichen Interesses.“ Nun: Wir interessieren uns nunmal immer brennend dafür, was Ex-Abgeordnete nach ihrem parlamentarischen Ende beruflich so anfangen. Und erst recht interessieren wir uns, wenn Ex-Abgeordnete plötzlich als Referentinnen für XYZ im Rathaus anfangen sollen.

Die da überhaupt nichts weiß und erst recht überhaupt nichts sagen will, ist die ehemalige verkehrspolitische Sprecherin der ehemaligen Grünen-Fraktion Irmgard Jahnke. Irmi, wie sie von ihren grünen FreundInnen genannt wird, hatte sich vier Jahre bienenfleißig um die Betreuung aller Verkehrsinitiativen gekümmert. Doch die parlamentarische Darstellung grüner Politik war ihre Sache nicht so. Konsequenterweise verzichtete sie denn auch auf eine erneute Kandidatur und wurde wie vor der Parlamentstätigkeit wieder Mitarbeiterin der Grünen Fraktion. Da dies für eine Ex-Abgeordnete nun aber auch keine Lebensperspektive bietet, machten sich gute grüne Geister auf die Suche nach einer Stelle. Suchten hier, suchten da, wurden im Umweltressort nicht fündig, suchten weiter und jetzt soll im Rathaus das Referat für EG-Angelegenheiten aufgestockt werden. Und alle Spätzlein pfeifen von den Dächern, daß Irmgard Jahnke geradezu prädestiniert für diese Aufgabe ist. Das finde wir auch, und deshalb würden wir nie von Filz reden.

Auch für die Grünen-Fraktion ist der Umstieg von Irmgard Jahnke eine prima Sache. Denn Umweltspezi der Grünen Fraktion, Peter Ulrich, hat seine Stelle aufgegeben. Und die Umweltpolitikerin Elisabeth Hackstein drängt es bekanntlich ins Neustädter Ortsamt. Also müssen die Grünen schleunigst eine Stelle für einen Ökologen ausschreiben. Das Geld aber ist knapp. Und da paßt es natürlich ganz gut, wenn Irmgard Jahnke auf eine andere Gehaltsliste versetzt wird.

Aber nun hören wir auf mit diesem Thema. Denn Grüne, wenn sie Verantwortung tragen, sind machmal unglaublich empfindlich. Wie der oberster Beamte von Umweltsenator Ralf Fücks, der Staatsrat Dr. Uwe Lahl. Da hatte doch die taz über einen Vergleich mit Klöckner kritischer berichtet als die Konkurenzzeitung. Und was tut der davon schwer verletzte Staatsrat. Er schreibt an alle grünen Würdenträger: „Die unfaire und sachlich unrichtige Berichterstattung der taz ist zwar schwer erträglich, ist aber in der Tradition der letzen Wochen und muß wohl vor dem Hintergrund der neuen Rollenverteilung in der Stadt bewertet werden.“ Wohl wahr: Wo früher Kritik an der Hansestaatsregierung die grüne Seele in frohe Schwingungen brachte, wird jetzt jede kritische Anmerkung als dreiste Majestätsbeleidigung betrachtet.

Und wenn die taz dann den Leserbrief von ihro Majestät nicht noch am selben Tag abdruckt, kann sich Staatsrat Lahl so ärgern, daß er noch Wochen später auf eine Frage in der Programmzeitung MIX („Mit wem würden Sie gerne mal in Ihrem Stammlokel über welches Thema reden?) antwortet: „Mit dem taz-Chef über journalistische Gepflogenheiten beim Abdruck von Leserbriefen.“ Wann und wo soll die Belehrung stattfinden? Wir lernen ja immer dazu. Vielleicht kann Lahl bei dieser Gelegenheit auch mal erklären, warum ein Umweltstaatsrat in der Staatsrätekonferenz gegen ein LKW-Fahrverbot am Brüggeweg stimmt.

Übrigens: Wenn einzelne Grüne in dem oben zitierten Lahl-Brief nur den Satz finden: „Die Berichterstaatung der taz ist unrichtig“, so sollten sie nicht an uns irre werden. Den vertraulichen Brief gibt es, je nach Empfänger, in einer scharfen und einer entschärften Version. Woher wir das wissen? Bremen ist eben nicht Bielefeld.

Aber wie in Bielefeld ist auch in Bremen eine rote Ampel ein Haltesignal. Auch für Senator Ralf Fücks. Der raste kürzlich mit seinem Fahrrad den Wall hinunter, übersah Höhe Bischoffsnadel das rote Licht, wurde ertappt, angehalten und mußte 150 Mark berappen. Berichte, er habe dem Polizisten gegenüber vehement darauf bestanden, daß ein Ampelsenator bei jeder Farbe fahren dürfe, wurden von seiner Behörde entschieden dementiert.

Ein grünes Maiwochenende wünscht Rosi Roland