Verschärfter Streik ab Montag

■ Die Berliner werden angesichts der überquillenden Mülltonnen Zeugen ihres täglichen Drecks/ Keine U- und S-Bahn, keine Busse und auch keine Flüge/ Kindertagesstätten im Zwei-Tage-Rhythmus

Berlin. In der kommenden Woche wird das öffentliche Leben im Westteil der Stadt weitgehend lahmgelegt sein. Die ÖTV kündigte am Donnerstag den Beginn der zweiten Streikphase an. Schwerpunkte werden am Montag die Berliner Verkehrs-Betriebe (BVG) und die Müllabfuhr der »Berliner Stadtreinigungs-Betriebe« (BSR) sein. Sie werden in einen unbefristeten Streik treten.

Bei der BVG wird am Montag ab null Uhr nichts mehr rollen — weder S-, noch U-Bahn, noch Busse. Allerdings sollen neun Notbuslinien für Krankenhäuser und Sozialeinrichtungen eingerichtet werden. Im Hafen bleibt von heute bis zum 5. Mai die Fähre zur Pfaueninsel.

Der Flugverkehr wird am Montag in Tegel und Tempelhof zum Erliegen kommen, sollte — wie angekündigt — dort die Feuerwehr streiken. Einziger Ausweg: Schönefeld. Allerdings könnte auch das wenig helfen, denn in Westdeutschland sollen Flughäfen in den Arbeitskampf miteinbezogen werden.

Die Müllabfuhr und die Hauptverwaltung der BSR werden ab Montag die Mülleimer bis auf weiteres links liegen lassen. Betroffen davon sind auch die meisten Recyclinghöfe im Westteil der Stadt. Geöffnet sind dann nur noch die Recyclingstellen in der Gradestraße/Britz und Freiheit/Ruhleben.

Seit gestern streikt bereits die Straßenreinigung. Betroffen: Der City-Bereich, die Autobahnen und die öffentlichen Toiletten.

Heute wird es auf den Märkten in Charlottenburg, Wilmersdorf, Schöneberg und Tempelhof Probleme bei der Reinigung und der Containerabfuhr geben.

Sonderabfälle aus Haushalten werden heute in der Ilsenburger Str. 18 in Charlottenburg nicht mehr angenommen. Die beiden stationären Sonderabfallannahmestellen in Spandau, Freiheit 24/25 (9—13 Uhr) und Britz, Gradestraße 73/81 (6—13 Uhr) sind hingegen heute noch geöffnet.

Für Altmaterialien und Sperrmüll bleiben ab Montag die Recyclinghöfe in der Naumannstraße und in der Kärtner Straße in Schöneberg sowie in der Ilsenburgerstraße geschlossen. Auch der Sperrmülldienst wird ab Montag für die Dauer des Streiks nicht durchgeführt. Vereinbarte Termine fallen aus.

Vom 6. bis 10. Mai werden auch die Umladestationen der BEHALA eine Ruhepause einlegen. Sollte es bis zum 7. Mai zu keiner Einigung kommen, würde schließlich die gesamte BSR bestreikt. Dann liefe auch in der Müllverbrennung Ruhleben sowie in den Abfallbeseitigungswerken Spandau und Britz nichts mehr.

Die Gasag tritt vom 5. bis 10. Mai in den Streik. In dieser Zeit werden Neuanschlüsse nicht mehr durchgeführt, können Jahresverbrauchsrechnungen liegenbleiben.

Keine Auswirkungen für die Bürger hat der Streik der Berliner Wasser-Betriebe, der im selben Zeitraum stattfinden wird.

Stressig wird es ab Montag für die Eltern: Abgestufter Streik in den Kindertagesstätten und Ganztagsgrundschulen: 4. und 5. Mai in Wedding, Steglitz und Kreuzberg; 5. und 6. Mai in Spandau, Neukölln und Tiergarten; 6. und 7. Mai in Charlotenburg, Reinickendorf und Tempelhof; 7. und 8. Mai in Schöneberg, Zehlendorf und Wilmersdorf. In derselben Reihenfolge werden auch die Bezirksämter in die Kampfmaßnahmen miteinbezogen.

Vom 4. bis 6. Mai wird in den Kitas der Arbeiterwohlfahrt und beim Internationalen Bund für Sozialarbeit und in den Arbeitsämtern nichts mehr gehen.

Weiterhin unbefristet wird bei der Post in der zentralen Schaltstelle (Möckernstraße) gestreikt. Es könnten auch verschiedene Zustellämter lahmgelegt werden. Nächste Woche folgen Postgiroamt und Telekom.

Dicht bleiben in der nächsten Woche weiterhin die fünf Schleusen.

Termine für den Streik in den Krankenhäusern, die ebenfalls in die zweite Phase miteinbezogen sind, werden erst am Montag von der ÖTV bekanntgegeben.

Vom 4. bis 5. Mai treten die Beschäftigten der FU und TU und des Landesuntersuchungsinstituts für Lebensmittel, Arzneimittel und Tierseuchen in den Ausstand. Darüber hinaus streiken in der kommenden Woche an ein bzw. zwei Tagen die Amerika-Gedenk-Bibliothek, das Pädagogische Zentrum und die Senatsverwaltungen für Stadtentwicklung und Umweltschutz sowie für Wirtschaft und Technologie. Insgesamt werden rund 40.000 Beschäftigte im Laufe der Woche in die Kampfmaßnahmen der Gewerkschaften miteinbezogen. sev