„Die 1. Liga ist billiger“

■ Hastedt spielt mit vier weiteren Mannschaften um den Aufstieg in die 1. Liga.

Noch Anfang des Jahres legte HTSV-Trainer Jörn Franke seine Stirn in Sorgenfalten, wenn er das Wort „Aufstieg“ vernahm. Gestern begann die Aufstiegsrunde zur 1. Liga. Die taz sprach mit HTSV-Trainer Jörn Franke über die Perspektiven der Mannschaft in der obersten Frauenliga.

taz: Herr Franke, wollen Sie eigentlich mit Ihrer Mannschaft aufsteigen?

Jörn Franke: Wenn der Aufstieg kommt, werden wir uns dagegen nicht wehren. Wir werden auch alles dafür tun. Man muß aber realistisch bleiben. Ich habe letzte Woche in Berlin und Braunschweig alle vier Gegner gesehen, und ich muß sagen: Gutsmuths Berlin ist ein übermächtiger Gegner, Wiesbaden ist mit Walle zu vergleichen, und so ist die ganze Aufstiegsrunde praktisch eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. Wir können vielleicht stärker als Braunschweig und Wismar sein.

Was ist denn besser für Sie: In der ersten Liga am unteren Ende zu spielen oder in der zweiten Liga an der Spitze?

Ganz klar die erste Liga.

Ist das nicht deprimierend für eine Mannschaft, immer am Ende zu muckeln?

hier bitte

den Herrn in

Anzug und Krawatte

Das ist richtig, aber es könnte sein, daß wir im nächsten Jahr stärker sind als beispielsweise der VfL Oldenburg. Wir müssen also nicht unbedingt letzter werden. Unsere Neuverpflichtungen sind so gut, daß wir im nächsten Jahr deutlich stärker werden. Das wäre aber auch für die 2. Liga notwendig, denn durch die Absteiger aus der ersten Liga wird auch die

2. deutlich besser werden.

Welche Spielerinnne werden kommen?

Wir haben als junge Talente die beiden Bremerinnen Sandra Pierags von TuS Walle II und Alexandra Behrens von SGO, beides Rückraumspielerinnen. Dann kommt Gaby Woidt, die bei Werder Torschützenkönigin war, eine kleine Konterspielerin, die an den Kreis und nach außen gehen kann. Wir bekommen ferner einen dritten Torwart dazu und Sabine Lubek, die früher mal beim VfL Oldenburg gespielt hat. Sie ist auf allen Positionen einsetzbar.

Wenn Sie an Ihr Abenteuer 1. Bundesliga denken, hat die Geschichte von TuS Walle und seinem Sponsor auch eine Erfahrung für Sie abgeworfen?

Walle hat uns, ohne daß sie es wollten, zu größeren Leistungen angespornt. Wir waren damals in der Regionalliga und kamen nicht weiter, und erst als Walle aufwachte, in die Regionalliga und mit uns zusammen in die zweite Liga aufstieg, haben die so richtig unseren Ehrgeiz geweckt. Das hat den Bremer Handball nach vorne gebracht. Wenn wir aufsteigen, könnte man ohne Übertreibung sagen: Das Handballherz in Deutschland schlägt am Bremer Roland!

Dann müssen Sie sich doch die Sponsoren teilen.

Die Sponsoren müssen wir uns jetzt auch teilen. Es ist viel schwieriger, für die 2. Liga Sponsoren zu bekommen, als für die 1. Liga.

Auch bei zwei Mannschaften?

Ja, das ist überhaupt kein Thema. Die Leute ziehen da nach. Es gibt viele Leute, die sagen: Mit Brüggemann arbeite ich nicht zusammen. Das sind meist meine Leute. Und viele Sponsoren bekunden erst ihr Interesse, wenn man erstklassig ist, die wollen nicht in der 2. Liga werben. Die 1. Liga ist auch billiger als die 2. Liga, weil die Spielorte doch relativ nah beieinander liegen, Minden, Walle, Magdeburg, Oldesloe. Finanziell wäre die erste Liga kein Abenteuer, sportlich vielleicht. Fragen: mad, Foto: Stroscher