Brieftauben statt Flugzeuge

■ Ab heute ist die BVG im unbefristeten Streik/ Auch der Ausstand in der Post weitet sich als Reaktion auf Streikbrecher aus/ Kein Flugverkehr mehr in Tegel und Tempelhof/ Umleitung nach Schönefeld?

Berlin. Im Laufe dieser Woche werden rund 40.000 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes in Streik treten. Wohl am gravierendsten wird sich der diesmal unbefristete Streik bei der BVG auswirken. Seit heute nacht um null Uhr stehen dort erneut alle Räder still.

Damit aber die Anfahrt zu Krankenhäusern und ein Minimum an Ost-West-Verkehr weiterhin gesichert ist, verkehren im Auftrag der BVG rund 120 Privatreisebusse auf folgenden neun Linien: 100, 121, 125, 145, 148, 167, 174, 176 und 227. Mit der Linie 100 ist die Charité, der S-Bahnhof Friedrichstraße und der S-Bahnhof Tiergarten erreichbar. Die Linie 121 verbindet das Märkische Viertel, die Karl- Bonhoeffer-Klinik, das DRK-Krankenhaus, die Kliniken Pulsstraße und das Franziskus-Krankenhaus mit der Innenstadt bis zum Zoo. Die Linie 125 verkehrt zwischen Frohnau und dem Hubertus-, Dominicus- und Humboldt-Krankenhaus und dem U-Bahnhof Tegel. Mit der Linie 145 erreicht man Spandau-Nord, die Krankenhäuser Westend und Pulsstraße und den Zoo. Linie 148 reicht von Zehlendorf über das Oskar-Helene-Heim und das DRK-Hospital bis zum Innsbrucker Platz. Mit den Bussen Nummer 167 kann man von Treptow-Neukölln über die Behinderteneinrichtung Fontanestraße bis zum Rathaus Neukölln gelangen. Linie 174 verbindet Britz, Tempelhof und Schöneberg und die Krankenhäuser Neukölln, Wenckebach, Auguste-Viktoria. Mit der Linie 176 zwischen Lichtenrade und Alt-Mariendorf kommt man ins Kinderkrankenhaus Lichtenrade und die DRK- Klinik Britzer Straße. Und die Linie 227 reicht von Pankow-Moabit über die Poliklinik Pankow und das Krankenhaus Moabit bis zum U-Bahnhof Turmstraße. Zudem wurden folgende Linien von den Streikmaßnahmen ausgenommen: 114, 138, 188, 560, 626, 629 sowie die Nachtbusse N 11, N 15, N 16, N 22, N 23, N 24, N 25, N 41, N 77, N 78, N 82, N 86. Achtung: Wer mitfahren will, muß bereits ein Ticket besitzen, da die Reisebusse nicht mit den normalen BVG-Kassen ausgerüstet sind.

Daß auch rund 1.500 Beschäftigte der Berliner Stadtreinigung seit 1.Mai nicht mehr arbeiten, ist in der City bereits deutlich erkennbar. Abfallbehälter quellen über, der Müll auf Straßen und Gehwegen bleibt liegen. Nur in Kreuzberg sind etwa 50 Mitarbeiter eingesetzt worden, um die Folgen des 1. Mai zu beseitigen.

Auch sollte man in dieser Woche besser Brieftauben losschicken als die Post in den Briefkasten zu werfen. Der Chef der Postgewerkschaft, Bernd Lindau, hat eine Ausweitung der Streiks angekündigt. Als Reaktion auf den von der Oberpostdirektion angeordneten Einsatz von beamteten Streikbrechern soll nun neben den Fernmeldeämtern auch in den Briefzustellämtern die Arbeit ruhen. Am 1. Mai, dem »Tag der Arbeit«, waren Hunderte von Beamten ins Postamt 11 zur Verteilung liegengebliebener Briefe kommandiert worden. Daraufhin legten am Samstag Briefverteiler in anderen Postämtern und auch Briefträger spontan die Arbeit nieder. Please, Mr. Postman... In Schöneberg, Tempelhof, Tiergarten und Wilmersdorf nützte auch dieser Song nichts mehr, kaum ein Brief erreichte seinen Empfänger. Einzig Eilsendungen und Telegramme werden noch zugestellt.

Auch auf den Flughäfen Tegel und Tempelhof geht ab heute nichts mehr, weil die Flughafen-Feuerwehren die Arbeit verweigern. Damit ist die Sicherheit nicht mehr gewährleistet und Starts und Landungen verboten. Es ist jedoch wahrscheinlich, daß einige Fluggesellschaften auf die freien Kapazitäten in Schönefeld ausweichen werden. Der aber habe ein anderes Leitsystem, so eine Lufthansa-Stewardess, und werde sicher nicht alle Flüge abwickeln können. usche

Siehe auch Seite 21