Nur dritte Garnitur

■ In der Aufstiegsrunde zur Rugby-Bundesliga unterliegt der Post SV Berlin Odin Hannover 9:15

Weißensee. Knapp mit 9:15 Punkten mußte die Rugby-Abteilung des Post SV Berlin am Samstag im heimischen Stadion Buschallee in Weißensee gegen die favorisierten Kämpen von Odin Hannover die Segel streichen. Damit können die Postler ihre Aufstiegspläne — trotz teilweise beachtlicher Auftritte und Ergebnisse — wohl auch im zweiten Anlauf ad acta legen. Dennoch: Rugby auf dem Boden der früheren DDR — ein Thema, das sich so exotisch anmutet wie Rudern in der Sahelzone — wird es auch weiterhin geben. „Rugby wurde in der späteren DDR bereits 1948 gespielt“, blickte Dieter Schmidt (Post SV Berlin), der vormalige Präsident des Deutschen Rugby-Verbandes der DDR, weit zurück.

Zu Beginn konnten die sozialistischen Deutschen sogar gegen Teams aus dem westlichen Ausland spielen. Da die SED-Sportführung Rugby jedoch als nichtolympische Sportart „so gut wie überhaupt nicht förderte“ (Schmidt), war es auch bald geschehen um die begehrten, aber devisenintensiven Ost-West-Vergleiche im Zeichen der ovalen Lederkugel.

„Träger unseres Sports in der DDR waren alsbald die Betriebe, die Rugby aus Mitteln ihres Kultur- und Sozialfonds förderten“, so Dieter Schmidt weiter. Die Akteure wurden für Spiele und Lehrgänge großzügig freigestellt, und auch an geeigneten Übungsstätten fehlte es nicht. Die Nachwuchsarbeit sei hervorragend gewesen. Und dennoch waren die Anhänger des keltischen Kraftsports alles andere als Hätschelkinder der DDR, wie Dieter Schmidt, der heute im Präsidium des vereinigten deutschen Rugby-Verbandes sitzt, zu berichten wußte: „Zu uns kamen nur jene Jungs, die bei der Sichtung für die privilegierten Olympia-Disziplinen durchgefallen waren. Man kann also getrost sagen, daß bei uns nur die dritte Garnitur landete.“

Daß das Leistungsniveau der besten Mannschaften des Arbeiter- und Bauernstaates, Serienmeister Stahl Hennigsdorf und SV Post Berlin, alles andere als drittklassig einzustufen ist (Hennigsdorf mischt in der Bundesliga kräftig mit!), verdankten sie vor allem Vereinen aus dem tschechoslowakischen Nachbar- und Bruderland. „Die traten regelmäßig gegen Konkurrenten aus dem sogenannten kapitalistischen Ausland an und berichteten uns regelmäßig über Neuerungen und wichtige Entwicklungen im dortigen Rugby. Wir hingegen konnten zu dieser Zeit höchstens gegen Kameraden aus Polen, Litauen, Ungarn oder Lettland antreten.“

Dieses Jahr wird es für den Post SV also aller Voraussicht nach wieder nicht klappen mit dem Trip ins Oberhaus. Noch (?) erweist sich die Konkurrenz aus den westdeutschen Hochburgen Hannover, Heidelberg und West-Berlin als zu stark. Hauptsache, uns gibt es noch, denken viele Postler derzeit. Jürgen Schulz