„Bitterste Stunden“

■ „Blanker Unsinn“ anstatt blanker Klingen beschäftigen Fechter Schmitt und Bundestrainer Beck

Stuttgart (dpa/taz) — Eine neue Episode im Privatkrieg zwischen Fechtbundestrainer Emil Beck und seinem ehemaligen Musterschüler und Degen-Olympiasieger Arnd Schmitt wird wohl demnächst die Jurisdiktion beschäftigen. Am Wochenende hatte Schmitt Beck beschuldigt, über Mittelsmänner Gegner von Fechtern aus Tauberbischofsheim mit finanziellen Zuwendungen zum Verlieren bewogen zu haben, um Athleten aus dem von ihm geleiteten Bundesleistungszentrum in der Rangliste weiter nach vorne zu bringen. Im konkreten Fall — so Schmitt — soll der Tauberbischofsheimer Trainer Heidenreich vor einer Woche beim Weltcup-Turnier in Heidenheim mit Becks Wissen versucht haben, den Italiener Angelo Mazzoni zu bestechen, damit dieser gegen Strzalka aus Tauberbischofsheim verliere. Mazzoni streitet das jedoch ab: „Das ist blanker Unsinn. Diese Vorwürfe sind dumm. Kein Wort davon ist wahr. Heidenreich hat mich nicht gefragt, und es wurde mir auch kein Geld geboten.“

Emil Beck, der allmächtige Cheftrainer des Deutschen Fechter-Bundes und Pate der „Tauberbischofsheimer Mafia“ (Schmitt), erlebt die „bittersten Stunden“ seines Lebens und weiß natürlich, was er davon zu halten hat: „Das ist Rufmord, gegen den ich mich mit aller Macht zur Wehr setzen muß. Ich werde am Montag vor Gericht eine einstweilige Verfügung gegen Schmitt erwirken und an Eides statt erklären, daß ich weder selbst noch über Dritte jemals Geld für die Abgabe eines Gefechts angeboten habe.“ Beck und seine Verteidiger berufen sich vor allem darauf, daß zwar früher durchaus Absprachen zumindest möglich waren, aber diese Gefahr durch das relativ neue K.o.-System gebannt sei. Schmitt verunsichert die Aussage von Mazzoni nicht sonderlich: „Ich bleibe dabei und sehe auch einem Prozeß gelassen entgegen.“ Bisher denkt Erika Dienstl, ihres Zeichens Präsidentin des DFeB, allerdings angeblich noch nicht über einen Ausschluß von Schmitt aus der Nationalmannschaft nach, aber immerhin ist das Thema als Drohung schon im Gespräch.

Die Kabbeleien zwischen Beck und Schmitt begannen 1985, als Schmitt Tauberbischofsheim gen Bonn verließ, weil er sich von Beck bevormundet fühlte. Fern vom Bundesleistungszentrum und seinem Cheftrainer bereitete er sich auf die Olympischen Spiele vor und siegte 1988 in Seoul im Degen. Seitdem schießt Schmitt immer wieder Richtung Süden und klagt den autoritären Führungsstil des Kanzlerfreundes und die Verfilzung des Sports mit Wirtschaft und Politik an. Gegenargument von Beck, der in den Fünfzigern mit einer Fechtabteilung im Heizungskeller begann und Tauberbischofsheim zum erfolgreichsten Verein der Welt machte, ist vor allem der Erfolg.

So gnadenlos wie er seine Schützlinge triezt, so erfolgreich waren sie auch meist. Jetzt beschwören Beck und die geschlossen hinter ihm stehenden Funktionäre die Gefahr, durch den Rabbatz zuviel Edelmetall in Barcelona aufs Spiel zu setzen. „Wenn diese unglaublichen Vorwürfe nicht aufhören, müssen unsere Fechter künftig ja Angst haben zu gewinnen“, meint Beck. Seine Degen-Nationalmannschaft belegte — als wollte sie ihrem Chef den Rücken stärken — am Wochenende beim Sieben- Nationen-Turnier in Tauberbischofsheim nur den vierten Platz hinter Frankreich, Italien und der GUS. to