„Ähnlichkeitenunverkennbar!“

■ Janis Krastins ist in Riga Professor für Baugeschichte und Architekturtheorie

taz: Riga und Bremen sind Hansestädte. Gibt es Ähnlichkeiten zwischen den Schwestern?

Janis Krastins: Ja! Deutlich kann man das sehen. Eine Altstadt am rechten Ufer des Flusses wie in Riga, ein Festungswerk, das Mitte des 19. Jahrhunderts abgerissen wurde, wie in Riga. Und die Altstadt, und rundherum alles voller Gründerzeit und Jugendstil. Es gibt sehr viel Ähnlichkeiten in der städtebaulichen, auch der mittelalterlichen Struktur! Und die Silhouette: Riga hat wie Bremen glücklicherweise erhalten diese gotischen Kirchtürme.

Gibt es Denkmalschutz in Riga?

Ein neues Denkmalschutzgesetz ist durchs Parlament gegangen, vor einem Monat. In dem ehemaligen waren noch viele ideologische kommunistische Fragen. Zumindest offiziell sind jetzt viele Gebäude unter Schutz. Aber es gibt keine Instrumente, um das Gesetz zum Leben zu erwecken.

Diese Häuser dürfen nicht abgerisen werden.

Ja. Aber wenn jemand eins abreißen will, ist es sehr schwierig, dem entgegenzuwirken.

Sie sagten, Sie wollen 'retten, was zu retten ist'. Um wieviel Substanz geht es, wieviel ist schon verloren?

Von außen ist in Riga fast nichts verloren! Hinter den Fassaden sieht es anders aus, in den kommunalen Wohnungen. In den letzten 50 Jahren lebten in Riga viele Barbaren...

Ich bin mal mit der Erwartung hingefahren, Riga sehe aus wie Ostberlin, und war überrascht, wie viele Gerüste an den Fassaden stehen, wieviel restauriert war.

Auch in Westberlin gibt es viel Verfall! Bei uns sind zumindest die Fassaden 'neu geschminkt'...

Sie haben uns auf dem Dia ein sehr verkommenes Wiener Haus gezeigt und gesagt: „So verrottet sieht in Riga kein Jugendstil-Haus aus“...

(lacht) Das ist doch typisch für Kommunisten: in andere Länder zu fahren und einen Slum zu finden! Das Haus war auch für Wien ein Einzelbeispiel.

Arbeiten Sie weiterhin mit den polnischen Restauratoren zusammen, die weltweit zwischen den ägyptischen Königsgräbern und den Rigaer Hansehäusern einen guten Ruf haben?

In der kommunistischen Zeit gingen unsere Mittel nach Moskau, und dort teilte man jeder Republik eine bestimmte Summe zu, auch für die Restauratoren. Jetzt sind wir ohne eigene Währung nicht fähig, das selbst zu bezahlen. Und die Qualität selbst ist auf hohem Niveau, aber Polen und Lettland sind verschiedene Gebiete. Und viele polnische Spezialisten haben nach eigenem Gesicht in Riga restauriert, das entspricht nicht immer unserer Vorstellung und Tradition und der richtigen Wahrheit. Man kann aber sagen: Die Polen haben den lettischen Nationalstolz gerettet...

Es gibt jetzt ein Gesetz zur Privatisierung und Denationalisierung. Für jedes Haus soll es einen Besitzer geben. Müssen die sanieren?

Wenn das Haus in der Denkmalliste ist, gelten andere Steuern, und man fördert die gute Erhaltung des Hausees. Aber wir haben noch keine Baupolizei. Es gibt nur einige Architekten, die Politik machen, aber nicht die Realisierung. Es fehlen Kräfte. Fragen: S.P.