Blue Notes

■ Siebtes Black International Cinema im Kino Arsenal

Während in Hollywood die Autos brennen, startet in Berlin das 7. Black International Film Festival, veranstaltet vom Tanztheater Fountainhead im Arsenal. Es zeigt bis zum 10. Mai etwa 30 Spiel-Dokumentar-Experimentalfilme und Videos aus den USA, England, Afrika und Deutschland, deren Regisseure zum Teil in Berlin sein werden.

Durch die Ereignisse dieser Tage wird man den Auftaktfilm, A Passion for Justice (1989) über die Journalistin Ida B. Wells und ihren Kreuzzug gegen Lynchmorde mit geschärftem Blick sehen. Am selben Abend folgt der lang erwartete Daughters of the Dust (1989) der amerikanischen Regisseurin Julie Dash. Es ist die Saga einer Familie um die Jahrhundertwende, die zwischen den Traditionen der Sklaverei und dem Aufbruch in die Großstadtmoderne steht.

Leitmotiv mehrerer Filme ist die Bezugnahme auf Afrika — für die einen die Wurzel prähistorischer Identität, für die anderen — südafrikanische Emigranten zum Beispiel — Schauplatz des Sharpeville-Massakers (Thema u.a. von Blue Notes and Exiled Voices) und Alltagserfahrungen als Bürger zweiter Klasse. Während die Filme der Bürgerrechtsbewegung auf Gleichheit drängten, ist heute auch »Differenz« das Thema von Filmen wie Black Is More than just My Color oder Color Adjustment (1991). Den Versuch, schwarze Geschichte auf Zelluloid neu zu schreiben, dokumentiert Black History: Lost, Stolen or Strayed, in dem der Fernsehstar Bing Cosby die Geschichte der Schwarzen in amerikanischen Fernsehshows — bekanntermaßen die Imageschmiede nationaler Minderheiten — lebendig analysiert und nacherzählt. In der amerikanischen Retro kann man an Filmen wie The Negro Soldier (im Auftrag der Regierung von Frank Capra 1944 zur Stärkung der schwarzen Truppenmoral gedreht) oder The Blood of Jesus (1941) verfolgen, wie der Kampf um Repräsentation auf der Leinwand Spiegel- und Zerrbilder des Kampfes außerhalb der Kinopaläste hervorbrachte. Zwischen alle Linien gerät Jaqueline Woodson mit Among Christian Peoples (1991), die autobiographische Erzählung einer lesbischen Schwarzen, die als einzige Autorin in einer Familie von Jehovas Zeugen in einem Viertel mit nur zwei schwarzen Familien aufwächst. Das erfreulich erratisch zusammengestellte Programm illustriert eine Stimmung gegen den Melting Pot und für den Flickenteppich: Differenzen zwischen den Nachfolgern der Black Panther, den Rappers, ANC-Leuten, in Deutschland lebenden GIs, Buppies (Black Yuppies) oder Bohos (schwarze Bohemiens) ziehen unvereint nebeneinander auf. Mariam Niroumand

7th Black International Cinema 6.-10. Mai im Arsenal, Welserstraße 25, 1/30, Tel. 2186848