Die Kultur des Rausches

■ Bremer Drogenkultur-Tage: Filme und Debatten über ein ungeliebtes Thema

Die Idee heißt „Drogen-Kulturtage“, kommt aus Frankfurt und soll frischen Wind in manche Köpfe bringen: Drogenabhängigkeit, das ist nicht nur Klauerei, Spritzen und Elend am Sielwalleck. Drogen'gebrauch', so die auf Anhieb provozierende These, hat auch mit Kultur zu tun, und zwar gleich in zweierlei Hinsicht. Und ein Team aus Kommunalkino und vom kleinen, engagierten Verein „Kommunale Drogenpolitik“ wollen in den nächsten Wochen mit den „Bremer Drogenkultur-Tagen“ zeigen und debattieren, wieso. Außerdem sind Junkies von der Teilhabe an der Kultur ausgeschlossen. Auch dafür will die Veranstaltungsreihe Bewußtsein schaffen.

Das Kommunalkino wird Filme der besonderen Art zeigen: entweder sind sie von Regisseuren oder Schauspielern produziert, die selbst nie ein Hehl aus ihrem Drogenkonsum gemacht haben, wie Dennis Hopper und Jack Nicholson. Oder sie handeln von KünstlerInnen, die ihre Musik, ihre Bilder, ihre Texte direkt unter Drogeneinfluß zustandebrachten, wie Charlie Parker oder Chet Baker.

Die Kulturbehörde schwieg zu den Plänen nachhaltig und leistete keinerlei Hilfe, berichtete Initiatorin Sabine Michaelis. Helmut Oppermann vom Verein bemerkte dazu: „Die Gesellschaft öffnet sich nicht, sondern eröffnet bestenfalls Einrichtungen“.

Sozialsenatorin Irmgard Gaertner wird die Einführungsveranstaltung am morgigen Donnerstag eröffnen; der Journalist H.-G. Behr unternimmt Streifzüge durch 100 Jahre Kultur unter Drogeneinfluß, von Baudelaire bis Benjamin; und W. Fricke von der therapeutischen Theatergemeinschaft Melchiorsgrund in Hessen berichtet von diesem seit Jahren einmaligen Versuch, ernstzunehmende Kulturarbeit mit Drogenabhängigen zu machen. (20 Uhr, Angestelltenkammer).

Um die politische und ökonomische Lage in Kurdistan und ihre Auswirkungen auf die hiesige Drogen- und Dealerszene geht es Helmut Oppermann. (18.5., 20 Uhr, Drobs). Unter dem Titel „heiße Ware für Frankfurt“ zeigt Journalist Jürgen Roth Ausschnitte aus seiner TV-Reportage und berichtet über „Internationalen Drogenhandel und Geldwäsche“. (22.5., 20 Uhr, Kioto Schildstr.).

Ralph Kote vom Kommunalkino hat interessante Filme ausgesucht: Trash von Warhol (11,-14.5., 18.45 Uhr), Out of the Blue, ein Mädchen-Schicksal um Alhohol, Drogen und Mißbrauch (12.5., 18.45h), Der Höllentrip um halluzinogene Drogen (13.5., 18.45h), Bird über Charlie Parker mit Clint Eastwood (14.5., 17.45h), Let's get lost halbdokumentarisch über Chet Bakers letzte Tournee.

Die VeranstalterInnen wollen einen Anstoß geben für „Toleranz oder sogar Verständnis“, wollen einen Schritt tun in Richtung „kulturelle Infrastruktur herstellen für Abhängige“ (Claus Hammer). S.P.

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