Dreizehn Tote in Oberägypten bei religiösem Konflikt um Kaufvertrag

Kairo (taz) — Bei Zusammenstößen zwischen koptischen Christen und islamistischen Gruppen in der oberägyptischen Provinz Assiut sind am Montag 13 Menschen umgekommen. Die Auseinandersetzungen in der 10.000 EinwohnerInnen zählenden Provinzstadt Dairut wurden durch einen Streit über einen Kaufvertrag ausgelöst. Als ein Kopte sein Haus an einen anderen Christen verkaufen wollte, intervenierte eine radikale islamistische Gruppe namens „Gama'a Gamal Zaki Abi“, die der Dschihad Islami zugerechnet wird.

Nach Aussagen von Einwohnern hatten die Islamisten in den letzten Jahren eine Monopolstellung bei allen Landkaufgeschäften erlangt. Angeblich wollten sie den Kopten zwingen, das Haus an einen ihrer Anhänger zu verkaufen. Als dieser nicht einwilligte, forderten sie von ihm 500 ägyptische Pfund, umgerechnet 250 DM, für die Erlaubnis, doch an einen Kopten verkaufen zu dürfen. Als er auch dies ablehnte, kam es zu Zusammenstößen, bei denen ein führendes Mitglied der islamistischen Gruppe festgenommen wurde. Daraufhin kam es am Montag erneut zu Auseinandersetzungen, bei denen nach Angaben der libanesischen Zeitung 'Hayat‘ zehn Christen und drei Muslime umkamen.

Dairut liegt 200 Kilometer südlich von Kairo in der Provinz Assiut. In dieser Provinz kam es in den letzten Jahren immer wieder zu militanten Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen religiösen Gruppen. Die zuständigen Sicherheitsbehörden sprechen von zahlreichen Waffen, die in Assiut und Umgebung gelagert werden. In Dairut waren bereits vergangene Woche Flugblätter aufgetaucht, die von Blutrache für einen ermordeten Anhänger der islamistischen Gruppe sprachen. In Kairo ist es ein offenes Geheimnis, daß der Staat über viele Dörfer und Provinzstädte in der Region die Kontrolle verloren hat. An dessen Stelle agieren islamistische und koptische Gruppen im Mafia-Stil. Bei dem Versuch, die Fälle aufzuklären, stößt der Staat meist auf Schweigen. Karim El-Gawhary