Besetzte Häuser in Tübingen geräumt

Tübingen (taz) — Unterstützt von einem Göppinger Sondereinsatzkommando räumte die örtliche Bereitschaftspolizei gestern morgen mit zwei Hundertschaften eine seit knapp zwei Wochen besetzte Villa in Tübingen. Als die Beamten in das Gebäude eindrangen, zogen die BesetzerInnen friedlich ab. Bei der anschließenden Demo in der Tübinger Innenstadt kam es jedoch zu einem Zwischenfall: Die DemonstrantInnen wurden von der Polizei eingekesselt, nach Rangeleien mehrere von ihnen festgenommen.

Das ehemalige Verlagsgebäude war von der evangelischen Kirche Anfang des Jahres gekauft worden und soll zu einem Verwaltungszentrum umgebaut werden. Seitdem steht es leer. Die cirka 50 BesetzerInnen, zahlreiche mit Kindern, hatten gefordert, das Gebäude an große Wohngemeinschaften zu vermieten und einen Kinderladen einzurichten. In Verhandlungen hatte sich die Gruppe bereiterklärt, das Haus zu räumen, sofern die Stadt Tübingen Ersatz zur Verfügung stellen würde.

Als mögliche Alternative galt eine ehemalige Motorsportschule der französischen Streitkräfte. Vergangenen Sanmstag war das Gebäude, das der Stadt Tübingen vom Land Baden-Württemberg zur Nutzung übergeben worden war, von einer weiteren Gruppe besetzt worden. Die Stadt ließ innerhalb von 24 Stunden räumen und will die Schule nun an das Land zurückgeben. In der hiesigen Situation, so Oberbürgermeister Eugen Schmid, sei es „politisch nicht durchstehbar“, das Gebäude leerstehen zu lassen. Mathias Richter