Streik noch einmal ausgeweitet

■ Heute zentrale Kundgebung: Alle Schulen, Kitas und die Uni-Bibliothek dicht

Der Streik im Öffentlichen Dienst wurde gestern noch einmal ausgeweitet: In Bremen und Niedersachsen waren nach Gewerkschaftsangaben über 40.000 Beschäftigte und damit soviele wie nie zuvor bei diesem Streik im Ausstand. Schwerpunkte waren der Nahverkehr, die Müllabfuhr, Krankenhäuser, Kommunalverwaltungen und Landesbehörden.

Die ÖTV bestreikte in ganz Niedersachsen die kommunale Energieversorgung. Der Flughafen Hannover-Langenhagen blieb geschlossen. Der wirtschaftliche Schaden wird am dritten Streiktag dort auf fast 1,5 Millionen Mark geschätzt.

In Bremen wurde zum ersten Mal die Weserschleuse bestreikt. Am Vormittag lagen acht Schiffe fest. Auch bei der Post wird weiter gestreikt. In Bremen können über 1,5 Millionen Briefsendungen nicht bearbeitet werden. In den zentralen Postämtern in Hannover stapeln sich nach Angaben eines Gewerkschaftsprechers „mehrere 100.000 Sendungen“.

Wegen einer zentralen Streikveranstaltung um 11 Uhr auf dem Marktplatz werden heute in Bremen nicht nur wiederum alle Kindertagesstätten, sondern auch alle Schulen, große Teile der Universität einschließlich der Bibliothek und viele Behörden geschlossen bleiben. Die GEW hat auch alle verbeamteten LehrerInnen zur Teilnahme aufgerufen. Unvermindert fortgesetzt wird der Streik der Bremer Müllabfuhr.

Ausgesetzt wird dagegen ab 7.30 Uhr der Streik des Fluggastkontrolldienstes. In der Zeit von 6.30 Uhr bis 7.30 Uhr sollen jedoch noch einmal acht Linienflüge nach Berlin, Leipzig, Stuttgart und München sowie nach Brüssel, Dresden, Frankfurt und Paris bestreikt werden. Charterflüge nach Lissabon und Teneriffa würden dagegen ordnungsgemäß abgefertigt, ebenso alle aus Lissabon zurückkehrenden Flugzeuge mit Werder-Fans. Das teilte die Gewerkschaft der Polizei gestern nachmittag mit.

Als „Streikbrecher“ betätigte sich gestern unterdessen der niedersächsische Ministerpräsident Gerhard Schröder. Während in seiner Staatskanzlei in Hannover deutlich weniger Schreibmaschinen klapperten, nahm er ungerührt an einer Landtagssitzung teil. Zum ersten Mal überhaupt waren nach Angaben der ÖTV rund 25 der insgesamt etwa 140 Beschäftigten der Staatskanzlei in einen unbefristeten Streik getreten. Vor allem Sekretärinnen, aber auch einige Referenten legten die Arbeit nieder.

Eine Aussetzung der für heute geplanten Streikmaßnahmen soll es nur bei einem konkreten Verhandlungsergebnis der Tarifparteien geben. taz/dpa