Sephardische Romanzen

■ Janet & Jak Esim Ensemble: Lieder spanischer Juden aus der Türkei

1992 jährt sich nicht nur die Eroberung und Versklavung des indigenen Amerikas zum 500sten Mal. 1492 war auch das Jahr, in dem die spanischen Juden ihr Land verlassen oder ihren Glauben verleugnen mußten. In Folge der Reconquista zerstörte die Inquisition nicht nur die Kultur der islamischen Mauren, auch die über Jahrhunderte entwickelte Kultur der orientalischen Juden in Spanien, Sephardim genannt, wurde „ausgetrieben“. Viele Sephardim folgten der Einladung des Sultans Beyazid II. ins Osmanische Reich und fanden Asyl im Gebiet der heutigen Türkei. Heute leben etwa 25-30.000 Sephardim in der Türkei, ihre Kul

tur verschwindet langsam.

Das Janet & Jak Esim Ensemble widmet sich der Musik der sephardischen Juden in der Türkei. In vielen Jahren hat der Sänger und Gitarrist Jak Esim die Lieder der türkischen Sephardim gesammelt und aufgezeichnet. Das sind vorwiegend spätmittelalterliche Romanzen („volkstümliche Erzähllieder“). Zentrale Instrumente sind die arabische Laute Oud und die Rahmentrommel Bendir. Gesungen werden sie in Ladino, das sephardische Spanisch, ein kastilianischer Dialekt des 15. Jahrhunderts,mit Lehnswörtern angereichert. Die Lieder sind meist melancholische Liebesweisen. Mit der osteuropäischen Klezmermusik hat die Musik der Sephardim, wie sie von Janet und Jak Esim vorgetragen wird, nichts zu tun. Es sind vielmehr „klassische“ Balladen, in denen manchmal eine „orientalische“ Stimmführung und die Perkussion eigene Akzente setzen. Die spanische Herkunft bleibt dabei immer deutlich hörbar.

Begleitet werden Janet und Jak Esim von den bekannten türkischen Gitarristen Erkan Ogur, der auch für die Arrangements schrieb, und Bülent Ortacgil, dem Bassisten Yaz Baltacigil und dem Perkussionisten Birol Agirbas. Nach den erfolgreichen Auftritten verschiedener Klezmergruppen in den letzten Tagen bietet das Janet & Jak Esim Ensemble nun eine ganz andere Art jüdischer Musik, die nicht weniger hörenwert ist. Arnaud

Heute 20h, Kunsthalle, Veranstalter: Bremen - Land der vielen Kulturen und Radio Bremen