Weniger Schlipsträger nach Bremen

■ Arbeitskreis Stadt-Land-Ökologie fordert ein alternatives Tourismuskonzept

Der typische Bremen-Tourist ist männlich, trägt einen graublauen Zweireiher und eine Aktentasche und ist entweder Geschäftsmann oder Teilnehmer an einer Großveranstaltung. „Das vom Wirtschaftssenator vorgelegte Tourismus-Programm richtet sich ausschließlich an diese Zielgruppe“, bemängelt Jürgen Seevers vom Arbeitskreis Stadt- Land-Ökologie. Heftig kritisierten diverse Bremer Freizeit- und Reiseorganisationen, darunter das Bremer Service-Bureau, die Naturfreunde, das Dritte-Welt-Haus und der Verein Stadt-Land-Fluß, auf einer Tagung in der letzten Woche dieses Konzept, das hauptsächlich auf Tagungstourismus, Städte- und Kurzreisen setzt: „Das kann doch nicht alles sein!“

Die Arbeitsgemeinschaft entwarf ein Programm, in dem die vorhandenen Kultur-, Freizeit- und Naturschutzangebote mitberücksichtigt werden — um damit den BremerInnen ein positiveres Lebensgefühl zu bescheren und verstärkt Einzel- und Gruppenreisende anderer als oben erwähnter Bevölkerungskreise nach Bremen zu locken. Gefordert wurde zum Beispiel ein neues Jugendgästehaus und ein Jugendinformationszentrum als Anlaufstelle für Jugendliche aus dem In- und Ausland.

„Die Attraktivität Bremens besteht nicht nur aus historischen Bauten und verklärender Geschichte — auch die Weser bietet mehr als eine Hafenrundfahrt“, meinte eine Sprecherin des Bundes Deutscher PfadfinderInnen. Alternativen seien Fahrradtouren, Stadtspiele, Weserbefahrungen mit Erklärungen zur Wasserqualität, oder zur Bedeutung der bremischen Häfen für die Dritte Welt, Führungen durch die Stadtkulturscene und alternative Rundfahrten und -gänge durch Stadt und umliegende Naturräume.

„Spektakuläre Veranstaltungen“ und Kongresse für Reisende mit „überdurchschnittlicher Bildung und einem ebensolchen Einkommen“ wollte der ehemalige Wirtschaftssenator Uwe Beckmeyer, der das Tourismus-Konzept vor gut einem Jahr vorstellte. Mehr sozial- und umweltangepaßten Fremdenverkehr statt Tages- und „Torten“tourismus will der Arbeitskreis Stadt-Land-Ökologie in Bremen sehen. Das Schlagwort: „Intelligenter und sanfter Tourismus“. Sonst, so befürchtet Seevers, geht Bremen am Trend des Reisens als Völkerverständigung vorbei. skai