Metallgesellschaft erhielt Müll zurück

Frankfurt (taz) — Braune, graue und schwarze Fetzen staubten in den 16 verschlossenen Fässern mit der Aufschrift „Giftig“, die die Umweltschutzorganisation Greenpeace gestern vormittag vor dem Hauptsitz der Metallgesellschaft im Frankfurter Reuterweg ablud. Der Staub enthält unter anderem Antimon und Blei und erzeugt, sagt Greenpeace-Sprecher Andreas Bernstorff, „sofort ein pelziges Gefühl im Mund“: „Wir konnten die Fässer nur mit Atemschutzgerät füllen.“

Der Giftmüll, geschredderte Autobatterien, liegt lose als Schüttgut im Frachter „Cito“, der seit dem 9.April mit seiner Mannschaft blockiert vor Emden ankert. Der Inhalt der Fässer sei Greenpeace „geschenkt“ worden. Der Rest der Ladung, 950 Tonnen Batterieschrott, hatte bis dahin eine lange Rundreise hinter sich. Er gehört der Metallgesellschaft, die ihn über ihre Firmentochter, die Blei- und Silberhütte Braubach bei Koblenz, und den südbadischen Giftmüllmakler „Taurus“ auf dem dänischen Frachter von Rotterdam aus nach Ägypten schickte. Dort sollte er in einer, nach Greenpeace-Recherche dafür allerdings ungeeigneten, Zementfabrik bei Kairo verbrannt werden. Die Ägypter schickten das Schiff nach einer Warnung zurück, die Metallgesellschaft verpflichtete sich zur Entsorgung. Die schon begonnene Entladung der „Cito“ in Emden wurde allerdings abgebrochen, als sich im Bestimmungsort Braubach Bürgerprotest regte. Dort lagern rund 3.000 Tonnen Batterieschrott, weitere 1.000 sind noch in Ägypten.

Die Metallgesellschaft, deren Konzerne weltweit die metallverarbeitende und chemische Industrie beherrschen, gab sich gestern vormittag bedeckt. Die aufgeregte Geschäftsführung betrachtete vor der Tür kurz ihr Eigentum, versammelte sich dann im Foyer und verkündete, sie werde „den einer Demokratie angemessenen Weg beschreiten“. Der erschien dann in Gestalt eines Betriebsrates. Rainer Lepper stellte sich stellvertretend für seine Chefs zur Verfügung und schlug vor, die Fässer wegzuräumen. Erst dann sei er zum Gespräch bereit. Greenpeace-Sprecher Bernstorff: „Die Fässer bleiben hier!“ Der durch die Hintertür eingelassene Polizeibeamte verzichtete seinerseits auf das Tätigwerden, wenn die beiden Greenpeace-AktivistInnen mit dem Transparent „Zurück an Absender“ wieder vom Dach des Hauses herunterkämen. Gegen Mittag blieb die Metallgesellschaft mit ihren Fässern allein. Bernstorff hatte ihr vorher vorgeworfen, durch den Müllexport über die „südbadische Gaunerfirma Taurus“ nach Ägypten „eine lumpige Million Mark“ sparen zu wollen, statt den Schrott in einer hiesigen Giftmülldeponie endlagern zu lassen. Heide Platen