Pokalgewinner Wedemeier

■ Bremer Peinlichkeits-Hitliste nach dem Europacup-Sieg von Werder / Platz 1-5

Die Heldentaten von Otto und seinen Jungs sind fürs erste abgefeiert. Nun gilt es, die Leistungen derer zu würdigen, die eher am Rande des grünen Rasengevierts mitgefiebert haben. Nein, das wird nicht der obligatorische Lobgesang auf die Balleinfetter und Wadelmassierer. Loben wollen wir die, die sich so ohrerwärmend in den Sonnenschein des fußballerischen Erfolgs gedrückt haben, daß sie nicht unerwähnt bleiben sollen. Voilà: die Hitliste der peinlichsten Werderfans.

Fangen wir von hinten an. Ausgerechnet der immer so optimistisch dreinblickende Wirtschaftssenator hat die rote Laterne: fünfter Platz für Claus Jäger. Er hat sich bei der Übertragung des Spiels auf dem Domshof redlich bemüht, aber für ausgesucht unauffälliges Mogeln in eine Fangruppe bei der Buten&Binnen-Kamera mit nachfolgendem Interview bleibt nur der letzte Platz.

Peinlicher, und deshalb ein Platz besser, war der Grüne Martin Thomas. Beeindruckend, wie ein Wink von Jörg Wontorra genügte und hastdunichtgesehen Thomas auf der Bühne neben der Großbildleinwand stand. Und dann die Rede zum Volk, dieses Pathos: „Und wenn die Fans genug kämpfen, dann wird die Ostkurve ausgebaut.“ Der vierte Rang für die schamerfüllten Hitzewallungen, die Thomas bei den umstehenden Mitgrünen erzeugt hat.

Dritter Platz: als Bremer Oppositionsführer gab es für ihn nicht allzu viel zu jubeln - jetzt war es endlich so weit. Das Publikum möge sich vorstellen: der offene Wagen, die Mannschaft, die jubelnden Fans, und mittenmang Bernd Neumann. Neumann? Moment, was hat der noch gespielt? Allein die Dreistigkeit, sich neben Klaus Allofs und Wynton Rufer von Hunderten bejubeln zu lassen: Respekt und ein Platz in den Medaillenrängen.

Der zweite Platz gehört Friedrich van Nispen. Der Sportsenator ist kein Passivbejubelnlasser wie Neumann (Trenchcoat, Hausfrauendoppelknoten, Hände in den Taschen). Er brachte es fertig, sich neben dem kahlgeschorenen Uli Borowka auf der Ladefläche des LKW zu stellen und huldvoll nach vorne geneigt die entgegengestreckten Hände der Fans zu schütteln. Das ist schon eine Meisterleistung der Peinlichkeit. Chapeau und Silber an den Liberalen.

Zum Spitzenreiter: Schnaps ist Schnaps und Chef ist Chef. Peter Kudella war nicht da, und wer sonst hätte den ersten Rang verdient, als der Präsident des Senats höchstpersönlich. Das letzte Bild, das sich den Fans vom davonbrummenden Werdertross bot: Klaus Wedemeier, selig strahlend den Pokal in den schmutziggrauen Bremer Himmel gehoben. J.G.