Aufräumen nach dem Streik

■ Gestern kam der Öffentliche Dienst erst langsam wieder in Schwung

Einen Tag nach dem Ende des Streiks im Öffentlichen Dienst lief der Nahverkehr nur langsam wieder an. In Hannover blieben am Freitag Busse und Straßenbahnen noch in den Depots. Der Verkehr soll heute wieder aufgenommen werden. Nach Angaben eines Sprechers der ÖTV-Bezirksleitung machten die örtlichen Streikleitungen von ihrem Recht Gebrauch, den Streik bis Mitternacht auslaufen zu lassen.

Während der Flugverkehr in Hannover wieder normal lief, gab es im IC-, Regional- und Nahverkehr der Bundesbahn noch Ausfälle. Im Verlauf der Streiktage fielen insgesamt 800 Züge aus, teilte ein Sprecher der Bundesbahn mit. Mit Beginn nächster Woche solle auch im Fernverkehr der Fahrplan wieder eingehalten werden.

Nicht in allen Bereichen wurde die Arbeit gleich wieder aufgenommen. In zahlreichen Betriebsversammlungen wurde das Ergebnis diskutiert. Von Zufriedenheit bis „fauler Kompromiß“ lauteten Reaktionen in Bremen und Hannover. Mitglieder der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Bremen meinten, der Abschluß liege am „Rande der Schmerzgrenze“. Die ÖTV plant die Urabstimmung für Montag. Sie soll bis Mittwoch mittag abgeschlossen sein. Stimmen weniger als 50 Prozent der an der Abstimmung Beteiligten für das Verhandlungsergebnis, wird der Streik fortgesetzt.

Um die Streikfolgen abzuarbeiten, müssen in einigen Ämtern erhebliche Überstunden geleistet werden. An Bremer Postämtern sollen rund sieben Millionen Sendungen liegen, die bis zum kommenden Mittwoch beseitigt sein sollen. Wegen des hohen Frauenanteils bei der Post bestehe auch nur geringe Bereitschaft zu Wochenendarbeit. In den hannoverschen Postämtern stapeln sich rund zwei Millionen Briefe und etwa 9.500 Pakete und Päckchen. Es sollen Sonderschichten geschoben, zusätzlich Verwaltungsmitarbeiter eingesetzt und Überstunden gemacht werden, um den Postberg zu bewältigen, sagte ein Sprecher der Post.

Nach Angaben des Leiters vom Amt für Abfallwirtschaft, Friedrich-Wilhelm Boll, haben sich in Hannover in den Streiktagen täglich rund 800 Tonnen Müll angesammelt. Jetzt werden Extratouren gefahren und Überstunden geleistet. Mitarbeiter der Stadtreinigung helfen außerdem. Etwa 80 Müllwagen werden täglich auf drei, statt bisher zwei Touren im Einsatz sein.

Im Bezirk Niedersachsen legten rund 30.000 Mitglieder der ÖTV die Arbeit nieder, die Postgewerkschaft sprach von knapp 2.000, die DAG von rund 10.000 Streikenden. An dem Ausstand hatten sich im ÖTV-Bezirk Bremen mit Bremerhaven und dem Regierungsbezirk Weser-Ems durchschnittlich bis zu 8.000 Arbeitnehmer beteiligt.

Bei den Unternehmerverbänden hieß es, der Abschluß könne „kein Maßstab“ für Metall und Elektro sein. Die meisten Gewerkschaften mochten nicht Stellung beziehen. dpa