■ NACHGEFRAGT: "Der Wert des Kleinen Mannes"
Der Streik ist zu Ende. Hermann Gerdes ist Beschäftigter beim Amt für Stadtentwässerung und Abfallwirtschaft und war gestern nachmittag wieder damit beschäftigt, die Sielwallkreuzung zu fegen.
taz: Wie ist die Stimmung unter ihren Kollegen nach der Einigung?
Hermann Gerdes: Na, zufrieden ist man nie. Es hätte mehr rauskommen müssen nach diesem Riesenstreik. Das sind doch lachhafte Beträge. Meinetwegen hätten die den Schlichterspruch annehmen sollen und damit gut. Das, was jetzt rausgekommen ist, liegt ja bloß ein paar Pfennige drüber.
Meinen Sie, daß das Ergebnis bei der Urabstimmung angenommen wird?
Das glaub ich schon. Wir waren ja von Anfang an gar nicht so streikbegeistert. Auch wenn jetzt viele unzufrieden sind, weil sich das Kämpfen nicht gelohnt hat, das wird angenommen.
Kohl hätte das alles billiger haben können?
Ja, das ist aber auch ein bißchen einseitig. Bei der Gewerkschaft ist es auch um mehr gegangen, als um die paar Mark. Der Streik war auch ein machtpolitischer Kampf auf die Kappe der kleinen Leute. Die haben uns ganz schön in den Streik getrieben. Wofür es sich aber wirklich gelohnt hat, das ist, daß alle mal den Wert der kleinen Leute mitgekriegt haben, auf die sonst immer runtergeguckt wird. Wenn wir nicht wollen, geht hier nichts mehr. Fragen:J.G.
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