Doch Kundgebung der »Nationalen«?

■ Verwaltungsgericht tagte über Antrag der Rechten bis in die Abendstunden

Berlin. Ob es heute zur geplanten Kundgebung der Wählergemeinschaft »Die Nationalen« vor dem Kapitulationsmuseum in Karlshorst kommen wird, stand gestern bei Redaktionsschluß noch nicht fest. Das Verwaltungsgericht tagte bis in den Abend hinein über einen gestrigen Antrag der Rechtsextremen, die Kundgebung wieder zuzulassen.

Von der Polizei war die Kundgebung der »Nationalen« am Mittwoch wegen befürchteter Auseinandersetzungen mit einer gleichzeitig stattfindenden und genehmigten Gegendemonstration verboten worden. Vom Urteilsspruch hängt auch ab, welchen Routenverlauf die Gegendemonstration heute nehmen wird. Sollten die »Nationalen« recht erhalten, wird wahrscheinlich die Gegendemonstration am S-Bahnhof Karlshorst enden — wie ursprünglich von der Polizei vorgesehen.

»Wir stellen uns auf alle Eventualitäten ein«, sagte gestern der Polizeisprecher Hans-Eberhardt Schultz. Unabhängig vom Urteil wird die Polizei dennoch rund 3.500 Beamte einsetzen.

Ein Sprecher der Rechtsradikalen kündigte an, auch bei einem Verbot zu demonstrieren. Ob dabei auch der britische Historker David Irving sprechen wird, war gestern noch unklar. Irving, der unter anderem leugnet, daß es in Auschwitz Vernichtungslager gegeben hat, ist in der Bundesrepublik mit einem Einreiseverbot belegt. Der frühere Rep-Landesvorsitzende Carsten Pagel, der die »Nationalen« vor dem Verwaltungsgericht vertritt, erklärte hingegen gestern, Irving befinde sich seit mehreren Tagen in der Bundesrepublik und werde für heute in Berlin erwartet.

Auf einen friedlichen Verlauf der heutigen Gegendemonstration hoffte gestern die Sprecherin des Bündnisses »Berliner Antifaschistinnen und Antifaschisten«, Laura von Wimmersperg. Die Autonomen hätten zugesagt, »durch diszipliniertes Verhalten den Rechten keinen Anlaß zu Provokationen zu geben«. Zur Teilnahme an der Demo rief gestern auch der DGB-Landesbezirk Berlin- Brandenburg auf. »Die heimkehrenden GUS-Truppen sollten mit nach Hause nehmen, daß sich die Berlinerinnen und Berliner von den Rechtsextremisten und den Gestrigen distanzieren«.

Wegen befürchteter Ausschreitungen hatten das Neue Forum und das Bündnis 90 ihre Teilnahme abgesagt. Vom Neuen Forum hieß es dazu, solche Gegendemonstrationen würden »in gewalttätigen Straßenschlachten zwischen der Polizei und sich autonom nennenden Demonstranten« enden. Die Grünen hatten hingegen ihre Teilnahme zugesagt. sev