Werder kommt in Schwung

■ Europapokal-Sieger machte Meisterschaftsanwärter Frankfurt das Leben schwer

Und was ist nach dem letzten Spiel gegen Nürnberg: „Freibier für alle!“ F.: W. Steinberg

Haben die Spieler von Werder Bremen während der laufenden Spielzeit zu wenig Maibock getrunken? Die Frage stellt sich spätestens seit dem vorletzten Spieltag der Fußballbundesliga. Denn drei Tage nach der feuchten Nacht von Lissabon und zwei Tage nach dem nicht nur freudetrunkenden Maibock-Anstich im Becks-Zelt zeigten sich die Werder Kicker endlich auch in der Bundesliga von ihrer besten Seite und trotzten dem Tabellenführer Eintracht Frankfurt beim 2:2 im Waldstadion ein Pünktchen ab.

Antialkoholiker Otto Rehhagel hatte sich schon vor Spielbeginn von seiner besten Seite gezeigt und Oliver Reck wieder auf der Bank gelassen. Und Werders vom Trainer ungeliebte neue Nummer 1, Jürgen Rollmann, bedankte sich mehrfach mit prächtigen Paraden. Der jetzt noch furchterregendere Glatzkopf Uli Borowka ließ Franfurts Antony Yeboah erst am Ende des Spiels etwas mehr Raum, Dieter Eilts hatte Frankfurts Möller im Wortsinne gut im Griff. Und nur Kapitän Mirko Votava hatte seine liebe Mühe gegen die dritte Perle der Frankfurter, Uwe Bein.

Der schlug in der 21. Minute einen Prachtpaß auf Möller, der herausstürzende Rollmann war machtlos, und schon hieß es 1:0. Und spätestens in der 39. Minute, als Wattenscheid in Stuttgart das 1:1 erzielte, fingen die Frankfurter Fans schon einmal an, die Meisterschaft zu feiern. Um einiges zu früh: Denn die beiden Europapokaltorschützen Rufer und Allofs, in der Bundesliga seit Monaten ohne Form, köpfelten innerhalb von zwei Minuten die Bremer mit 2:1 in Führung. Da waren noch zehn Minuten zu spielen, und Otto Rehhagel ging von einer eisernen Regel ab. Dem ZDF-Mikrophonhalter Rolf Töpperwien, seit Lissabon Duzfreund von Otto, sagte er auf die Frage, ob er die Frankfurter nun bedauere: „Die Eintracht muß das für sich entscheiden.“ Prompt folgte Yeboah der Anweisung des Werder Trainers, und es hieß 2:2.

Opfer des Werder-Sieges könnte jetzt Hansa Rostock werden. Denn jetzt braucht die Eintracht dringend einen Sieg bei den höchst abstiegsgefährdeteten Mecklenburgern, um die Konkurrenz aus Stuttgart und Dortmund in Schach zu halten.

Für Werder geht es im letzten Spiel gegen Nürnberg sportlich nur noch um die Frage, ob die Mannschaft den achten, neunten oder zehnten Platz in der Tabelle belegt. Wichtiger wird da am kommenden Samstag im Weser Stadion sein, mit einem Sieg gegen Nürnberg die Voraussetzungen für ein rauschendes Fest zu schaffen. Das soll schon vor dem Spiel mit Unterstützung der unvermeidlichen Klaus und Klaus beginnen und nach Spielschluß im Stadion oder auf dem Marktplatz fortgesetzt werden. Während Werders Präsidium wohl lieber im Stadion bleiben möchte, will Werders Manager Willi Lemke wohl dem Wunsche des Bürgermeisters folgen, der sich vor dem Rathaus noch einmal im Glanze der Kicker sonnen will.

Der Bürgermeister werde mit den Spielern nach dem Spiel im offenen Wagen zur Auszeichnung der Kicker ins Rathaus fahren, meldete Lemke gestern. „Es ist mein Wunsch, daß die Leute ihre Häuser auf dem Weg dorthin mit grün-weißen Fahnen schmücken“, meinte Lemke gestern. Für reichlich Promille ist auch schon gesorgt. Lemkes Motto für diesen Tag: „Freibier für alle!“ hbk