„Bald kosten die fünf Millionen!“

■ Klaus Bernbacher über die Kammerphilharmonie, Teuerung und Geheimdiplomaten

Klaus Bernbacher, Chef vom Bremer Landesmusikrat, ist schwer dagegen, daß sich Bremen die selbstverwaltete und ziemlich berühmte Frankfurter „Kammerphilharmonie“ angelt. Der taz erzählte er ohne Umschweife, warum.

taz: Was befürchten Sie? Welche Schäden könnten 32 Spitzenmusikanten denn anrichten?

Klaus Bernbacher: Künstlerisch überhaupt keinen, im Gegenteil. Ich meine, wenn man erst einmal hierzulande die Infrastruktur verbessert hat, kann man meinetwegen die Berliner Philharmoniker holen. Wenn man sich's leisten kann! Bei den 300.000 Mark, die Senatorin Trüpel versprochen hat, bleibt's doch nicht. In drei Jahren sind das drei, vier, fünf Millionen.

Aber die Kammerphilharmonie spielt relativ viel Geld ein und zahlt sich relativ niedrige Einheitslöhne aus. Sie ist weit billiger als jedes andere Orchester.

Ach, wissen Sie, deren Einspielergebnisse sind ja wirklich interessant, aber das unterliegt doch großen Schwankungen! Und was den Einheitslohn betrifft, habe ich meine Zweifel: Die Leute bleiben nicht immer zwanzig, die werden älter und wissen, daß die teuersten Ochester sie mit Kußhand nehmen würden. Jetzt noch scheint's die billigste Lösung zu sein. Auch das ist typisch für die bremische Kulturpolitik: Da hat man jahrelang nichts getan, und jetzt kauft man sich das billigste, die PR-Geschichte, und sattelt sie einfach hier drauf. Um andererseits die Struktur zu verbessern, bräuchte man natürlich etwas mehr Geld.

Sie erhoffen keine strukturell belebende Wirkung von den Neuen?

Die Frage ist, ob die in Bremen mehr als bloß eine Postadresse haben werden.

Warum ackern dann drei Senatsressorts, um die Leute zu kriegen?

Ach, bei der SPD argwöhne ich in der Tat das Motiv, die hiesige Kulturszene auszudünnen, die ja mit für die schwere Wahlniederlage gesorgt hat. In diesem Sinn halte ich die grüne Kultursenatorin für eine große Enttäuschung. Man hatte sich doch anderes von ihr erwartet. Statt daß sie den Mut zum Dialog aufbringt, wird das jetzt geheimdiplomatisch durchgezogen.

Fragen: schak