Das Verfahren in Frankreich

■ Vier langwierige, schmerzhafte Termine

Eine schwangere Frau, die Französin sein muß oder seit mindestens drei Monaten ihren Wohnsitz in Frankreich hat, kann eines der 40 zugelassenen, spezialisierten Zentren aufsuchen, um mit RU486 in Kombination mit Prostaglandinen einen Schwangerschaftsabbruch durchzuführen. Das französische Verfahren schreibt insgesamt vier Besuche vor:

1. Besuch: Zunächst erfolgt eine gynäkologische Untersuchung, bei der die Schwangerschaft festgestellt wird. Die Frau wird über die unterschiedlichen möglichen Abtreibungsmethoden aufgeklärt, meist erfolgt ein vaginaler Ultraschall. Am wichtigsten ist zunächst, ob die chemische Abtreibung für die Klientin überhaupt in Frage kommt. Denn RU486 wird nicht verschrieben, wenn Frauen länger als fünf Wochen schwanger sind oder sieben Wochen seit der letzten Menstruation vergangen sind; wenn Frauen jünger als 18 bzw. älter als 35 Jahre alt sind, wenn sie rauchen oder Probleme mit Herz, Lunge oder Nieren haben, wenn sie Asthmatikerinnen sind oder stark übergewichtig.

2. Besuch: Nach einer Wartezeit von mindestens 24 Stunden erfolgt die Einnahme von RU 486 (600 mg) in Gegenwart der Ärztin oder des Pflegepersonals.

3. Besuch: Nach 36-48 Stunden erfolgt die Einnahme der Prostaglandine. Manchmal wird eine körperliche Untersuchung durchgeführt. In der Folgezeit darf die Frau nicht rauchen und keinen Alkohol trinken.

Ab jetzt muß alle 30 Minuten ihr Blutdruck gemessen werden. Der Aufenthalt im Zentrum dauert gewöhnlich drei bis vier Stunden. Auch nachher sollten Notfallmaßnahmen erhältlich sein. Frauen leiden in dieser Phase der Abtreibung in der Regel unter Schmerzen, Blutungen, Übelkeit und Erbrechen.

4. Besuch: Mehrere Tage später wird mittels vaginalem Ultraschall und Schwangerschaftstest untersucht, ob der Abgang vollständig war. In 2 bis 13,4 Prozent aller Fälle kam es bisher zu keinem Abgang.

Dann erfolgt eine zweite Abtreibung durch Absaugen. Einnahme von Antibiotika, Da der Muttermund so lange geöffnet war, besteht das Risiko einer Gebärmutterentzündung. Deshalb muß die Betroffene zu guter Letzt Antibiotika einnehmen.