Banken drehen Kredithahn wieder auf
■ Das internationale Bankgeschäft hat sich zum Ende des vergangenen Jahres leicht erholt
Basel (ap/dpa/taz) — Das internationale Bankgeschäft hat sich wieder erholt: Die Kreditvergabe an Schuldner außerhalb der Industriestaaten erreichte im Schlußquartal des vergangenene Jahres sogar den höchsten Stand seit fast zehn Jahren, wie die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) gestern bekanntgab. Dennoch blieb, so berichtet die Bank weiter, das Volumen der über die internationalen Finanzmärkte fließenden Mittel deutlich unter den Durchschnittswerten der letzten beiden Jahre. Den Grund sehen die Banker in der ins Stocken geratenen Konjunktur der westlichen Industrienationen sowie in einer weitverbreiteten Besorgnis über die Leistungsfähigkeit der Schuldner.
Die gesamten grenzüberschreitenden Forderungen der an die BIZ berichtenden Banken schnellten im Berichtsquartal um 115 Milliarden Dollar in die Höhe, nachdem sie in den drei Vormonaten nur um sechs Milliarden Dollar gestiegen waren. Die Flaute in den ersten drei Quartalen konnte jedoch allein durch den Umschwung im Interbankgeschäft bereingt werden. Das ausstehende Volumen der vom internationalen Bankensystem ausgelegten Kredite wurde von der BIZ im vierten Quartal auf 30 Milliarden Dollar geschätzt — das waren doppelt soviel wie im dritten Quartal. Herausragend waren dabei Finanztransaktionen zwischen Banken in Europa, beträchtliche Verschiebungen von Dollar- Mitteln zwischen den USA und anderen bedeutenden Finanzplätzen sowie zwischen Japan und anderen asiatischen Ländern zirkulierende Geld- und Kreditmengen.
Die weitere Aufschlüsselung der Statistik zeigt, daß innerhalb des BIZ-Berichtsgebiets — dazu gehören die wichtigsten Industrieländer und Finanzzentren — vor allem japanische Schuldner neue Mittel aufnahmen. Äußerst lebhaft war die Kreditvergabe der Banken an die sogenannten Außengebietsländer, die mit 17 Milliarden Dollar den höchsten Stand seit dem zweiten Quartal 1982 erreichte. Weil die neuen Einlagen dieser Ländergruppe ins Bankensystem gleichzeitig nur 3,1 Milliarden Dollar betrugen, stieg das Nettoengagement der Banken dort nach drei Jahren fast ununterbrochenen Rückgangs wieder an. Asiatische Staaten absorbierten fast die Hälfte der Neukredite — allen voran China, das 3,7 Milliarden Dollar erhielt, gleichzeitig aber seine Einlagen um 4,4 Milliarden Dollar aufstockte.
Im Finanzverkehr der OPEC- Staaten konnte vor allem der Iran sein Kreditvolumen deutlich aufstocken, der 1,9 Milliarden Dollar von den Banken erhielt. Saudi-Arabien, Kuwait und Libyen bauten ihre Einlagen bei den Banken deutlich ab. Von den osteuropäischen Ländern bezog die ehemalige Sowjetunion 2,8 Milliarden Dollar an neuen Mitteln, die durch staatliche Bürgschaften gesichert sind. es
