MIT DEM ARBEITSMARKT AUF DU UND DU
: Traditionelles Familienbild

■ DIW-Studie warnt vor Verdrängung der Mütter vom Arbeitsmarkt

Berlin (taz) — Frauen mit Kindern werden sind auf dem Arbeitsmarkt nach wie vor benachteiligt. Noch immer sind Familie und Beruf für einen Großteil der Mütter aber nicht vereinbar, weil entscheidende Rahmenbedingungen fehlen. So ist es nicht verwunderlich, daß trotz steigender Erwerbstätigkeit von Frauen die Erwerbsquote der weiblichen Bewölkerung in den alten Bundesländern 1990 nur bei 64 Prozent lag — im Gegensatz zum Anteil der männlichen Bevölkerung mit rund 93 Prozent. Der Kreis der weiblichen „Nichterwerbspersonen“, so haben jetzt WissenschaftlerInnen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zu den Erwerbsverläufen von Frauen mit Kindern errechnet, besteht zum überwiegenden Teil aus Müttern, die ihre Berufstätigkeit unterbrochen oder ganz aufgegeben haben.

Seit Beginn dieses Jahres wurden mit einer Verdoppelung des Erziehungsurlaubs auf drei Jahre die Möglichkeiten für Frauen und Männer verbessert, die Erwerbstätigkeit für die Kinderbetreuung zu unterbrechen. Nach Ansicht der ForscherInnen verbirgt sich hinter diesen Maßnahmen das traditionelle familienpolitische Leitbild, nach dem kleine Kinder vorwiegend von ihren Müttern betreut werden sollen und das für die Frauen eine weitgehende oder völlige Aufgabe der Erwerbstätigkeit zur Folge hat. Die Übertragung dieser Regelung auf die neuen Länder, in denen die Berufstätigkeit von Müttern lange Zeit selbstverständlich war, verstärke die bereits stattfindende Verdrängung der Frauen vom Arbeitsmarkt. Sie fordern statt dessen, die Familienarbeit von Männern zu fördern — etwa durch mehr Erziehungsgeld.

Nur wenige Frauen mit Kindern weisen kontinuierliche Erwerbsverläufe auf: Selbst bei den jüngeren Frauen ist der Anteil derjeneigen, die ständig berufstätig waren, sehr klein geblieben. Schon bei den heute 30- bis 40jährigen Frauen gingen nur rund 30 Prozent durchgängig einer Arbeit nach — das ist nicht viel mehr als bei den 50- bis 60jährigen, wo rund ein Fünftel ständig beschäftigt war. Bis zum 31. Lebensjahr hatten drei Viertel aller berufstätigen Frauen ihre Erwerbstätigkeit unterbrochen. Selbst das steigende Ausbildungsniveau und die sinkende Geburtenzahl haben laut der DIW-Studie nicht dazu geführt, daß deutlich mehr Mütter ohne Unterbrechung berufstätig blieben. Auch bei den jüngeren Jahrgängen haben vier von fünf Müttern den Beruf für eine „Pause“ zunächst aufgegeben. Verändert hat sich jedoch deren Dauer: Immer mehr Frauen suchen die Rückkehr in den Beruf bereits nach drei Jahren. es