WIR LASSEN SPIELEN
: Golf als umwelt- verträglicher Volkssport

■ Mit dreizehn Würfeln zum achtzehnten Loch

Ganz Brandenburg ein einziger Golfplatz“ titelte die taz im vergangenen März, denn das neue Bundesland rund um die Metropole Berlin strebt zügig grünen Zeiten entgegen. Aber nicht nur das! Im Brandenburger Wirtschaftsministerium hat man in Kooperation mit Sport- und Umweltministerium ein geniales Konzept entwickelt, das Golf zum umweltverträglichen Volkssport machen soll. Golfplätze, so der erklärte Wille der hohen Herrschaften, sollen Naherholungsgebiet Nummer1 werden.

Ein junges dynamisches Berliner Unternehmen, bei dem es bisher erfolgreich Drunter & Drüber ging, wurde ausgesucht, die hochtrabenden Pläne der Ministerien zu realisieren. Dem Unternehmen gelang es nun einen 18-Loch-Standard-Golfplatz zu entwickeln, dessen Modell der taz zugespielt wurde. Gemeinsam mit einem beiliegenden Prospekt soll es für die bürgerfreundliche Idee des volksnahen Golf werben.

„Wenig Sportarten haben ein so klar definiertes Ziel wie das Golfspiel“, heißt es in dem Beiblatt überaus intelligent. Tatsächlich ist die Spielidee von Golf eher simpel: „Es gilt, den Ball von einem vorgegebenen Abschlagplatz, dem Tee, wegzuschlagen und mit möglichst wenig Schlägen in ein Loch zu spielen, das auf einem Grün liegt.“ Glänzender, klarer und erleuchtender kann das Spielziel gar nicht formuliert werden.

Das entwickelte Modell, „the hole in one“ genannt, soll ab nächster Woche im Kleinformat zum Anschauen in den Gemeindeämtern ausgestellt werden, damit sich Brandenburgs „Greenhorns“ praktisch mit Fairway, Bunker, Rough, Green und Putter auseinandersetzen können. Einen Caddy bekommen sie allerdings nicht gestellt. Und die weiten Wege über gepflegten Rasen reduzieren sich einfach auf Kreisläufe um den Spieltisch.

Denn 90Prozent des Spieles werden schlicht durch Würfel simuliert. Ein Farbwürfel entscheidet über den Weg des Balles zum Loch. Sieben Seiten hat der Würfel, analog dazu führen sieben Wege aufs Grün.

Eine Entfernungseinteilung in Zehneryards-Schritten liegt über dem gesamten Loch. Die auf dem Weg auftretenden Hindernisse wie Gebüsch, Sandkuhle oder Wasser entscheiden, wie im richtigen Golfleben, über die Wahl des Schlägerwürfels. Dreizehn Würfel mit jeweils fünf unterschiedlichen Entfernungsangaben und einem Luftschlag stehen zur Verfügung. Hat die Spielerin das Grün erreicht, kommt der finale Clou: Mit einem Miniaturputter und Fingerspitzengefühl muß nun der Ball — gut rutschend aus Metall — endgültig im Loch versenkt werden.

Um ein Loch auf Par zu spielen, bedarf es schon viel Würfelglückes. Bevor man den „Schläger“ wählt, sollte man sich deshalb die Entfernungsangaben auf jeder Würfelseite genau anschauen, um zu große Risiken zu vermeiden. Dadurch läuft das Spiel anfangs etwas schwerfälliger, schützt aber wenigstens vor zu großem Frust. Das Putten wird im zweiten Teil, wenn die Konzentration langsam aber sicher nachläßt, interessanter. Oder wahlweise, wenn es kurz vor Schluß hart auf hart geht.

Insgesamt betrachtet bietet der Spielverlauf jedoch erheblich zu wenig Überraschungsmomente, da die sechs möglichen Spieler doch immer getrennt voneinander isoliert agieren. Peter Huth

„The Hole in One.“ Das Golfspiel; zu beziehen über Spielbrett, Fehrbelliner Str. 29, 1000 Berlin 20, 98DM.