■ NACHGEFRAGT
: Genossen Königsmörder

Hei, wie die Äuglein leuchten. Endlich macht es wieder Spaß, Genosse zu sein, läuft doch das schönste Spiel an, das ein Sozi kennt: Wer kriegt den besten Posten?

Seit der Katastrophenwahl nichts als Frust. In Partei und Senat läuft nichts. Außer FDP-Profil gibt Politik in Bremen nichts mehr her. Grün ist inhaltlich der Super-Flop. Fücks, einst provozierender Debattenredner und origineller Grün- Denker hat nur noch ein verkrustetes Spar-Hirn und weiß doch ganz genau, daß Bremen nur mit Politikeinfällen und nicht mit Sparflächenbrand zu helfen ist.

Der Verfall der Regierungsmacht ist natürlich auch nicht mit so albernen Debatten wie der um die Hemelinger Marsch und die Bananenverladung zu stoppen. Wenn ein Senat solche Themen nicht mehr nebenbei erledigt, ist er am Ende. Dann spielt Dittbrenner wieder sein uraltes Lied vom Bürgermeistertod, und die Erben drängt es zu Vollstrecken.

Der Verfall von Bremens SPD wird am deutlichsten, wenn man die Bürgermeister-Erben Revue passieren läßt, die jetzt gehandelt werden. Weil Kröning seit Wochen um den Startblock kreist, hat Grobecker jetzt über seinen Sprecher Grunewald im Weserkurier erklären lassen, er sei der Dranste. So macht man das in Bremen. Zu sowas hat man alte Druckkontakte, und ehe Volker kommt, wird schnell lanciert, daß jetzt die Krise da und man bereit ist. Die uralten Ladenhüter Scherf und Dittbrenner bieten sich zum Verwischen der Grobi-Fährte an und schaden nichts. Sie werden eh nichts. Natürlich ist das keine Politik, wenn die noch was mit Inhalten zu tun hat. Und in der Tat: von Kröning über Dittbrenner zu Grobecker — nicht einer hat einen Gedanken jenseits seiner Karriere vorgetragen, der anders ist, als das Übliche und Bremen weiterhelfen könnte. Wenn Wedemeier für nichts steht, dann alle andern auch. Der Koalitionswechsel ist kein Programm, solange nicht erkennbar ist, daß in der CDU Politik gemacht wird. Und in der Bildungspolitik plärrt sie FDP-Sprüche noch dümmer nach, und zu der Zukunft Bremens fiel ihr bislang nichts ein. Wem sollte auch bei der CDU etwas einfallen, wo abgestandene Oldies und dümmliche Rotzlöffel das Sagen haben.

Hoffentlich bringt die SPD den Mumm auf und haut den überschnellen Erben eins auf die Nase. Von neuen Köpfen kann erst dann geredet werden, wenn neues Denken spürbar wird. Dazu ist aber mehr nötig als ein Kumpel bei der Presse. Thomas Franke, Senator a.D.