Neue Frist für Grünenstraße

■ Entscheidung über das besetzte Haus am 15. Juni / H.-J. Kahrs wird Vermittler

Finanzsenator Volker Kröning hat dem besetzten Haus in der Grünenstraße 18 eine neue Frist gesetzt. Bis zum 15. Juni soll eine endgültige Entscheidung über die Zukunft des Hauses fallen. Die Besetzer, die sich im Verein Come Together organisiert haben, sollen die verbleibenden vier Wochen nutzen, um ihre Pläne für das Haus zu vervollständigen. Nach Krönings Einschätzung, die er am Mittwoch Abend auf einer Einwohnerversammlung in der Bremer Neustadt offenlegte, fehlt dem Nutzungs- und Sanierungskonzept in seiner jetzigen Form die „bau- und finanzpolitische Tragfähigkeit“. Die Grundstücke sollen auf jeden Fall der Wohnbebauung dienen.

Bis zu diesem Zeitpunkt will Kröning auch einen neuen Entwurf der Planungswerkstatt prüfen, die im Auftrag der Nutzer ein zweites Konzept für das Grundstück Nummer 18 abgegeben hat. Die Planungswerkstatt will mit den künftigen Nutzern eine Sanierung vorbereiten, die auf ABM und BSHG 19-Füßen stehen. Nach ersten Angaben sind von den jetzigen Nutzern mehrere Leute über solche Maßnahmen zu finanzieren. Die Finanzierung soll über die spätere Miete wieder hereingeholt werden. Außerdem steht für die angrenzenden Grundstücke 15 bis 17 die Pläne für die Genossenschaft „Anders Wohnen“ zur Diskussion. Die Genossenschaft will hier 23 Wohnungen für 46 Leute bauen. Come together und Anders wohnen haben sich auf eine künftige Nachbarschaft bereits geeinigt. Die senatorischen Interessen wird bis dahin der ehemalige Senatsdirektor Hans-Jürgen Kahrs gegenüber den Besetzern und künftigen Nutzern vertreten.

Kröning knüpfte seine Fristverlängerung an zwei Bedingungen: Erstens müssen die Besetzer einen Vertreter der Bremischen Gesellschaft als Verwalterin der stadteigenen Immobilie in das Haus lassen, damit es auf seine Bausubstanz hin taxiert werden kann. Zweitens müssen die Besetzer und die Anwohner „mit sofortiger Wirkung in einem friedlichen und sozialverträglichen Verhältnis miteinander“ umgehen.

Beide Bedingungen sind derzeit nicht leicht zu erfüllen. Die Besetzer haben bereits eine Baubewertung durch den Bauhof abgegeben und sehen in der senatorischen Auflage einer Bautaxierung durch die Bremische eine politische Schikane. Kröning erklärte dagegen, daß die Besichtigung des Hauses aus Haftungsgründen notwendig sei.

Auch mit dem friedlichen Zusammenleben wird es nicht einfach sein. Am Mittwochabend beschwerten sich erneut Anwohner über die Bewohner und Nutzer des Hauses Grünenstraße 18. Mittelpunkt des Streites ist das Veranstaltungszentrum des Hauses in einer nebenliegenden Garage. Die Nachbarn, so hieß es aus deren Reihen übereinstimmend, sind um ihre Nachtruhe gebracht. Außerdem nerven die Nachbarn nächtliche Lagerfeuer, Sonntagsarbeit mit der Flex, und nächtliche Randale auf der Straße.

Ob hier Kompromisse gefunden werden, müssen die kommenden Tage ergeben. Gegen „Leute, die anders wohnen wollen, haben wir nichts“, erklärte ein Anwohner. Mit dem Veranstaltungszentrum wird es Schwierigkeiten geben: Die Besetzer wollen eine komplette Schallisolierung auf Stadtkosten, eine Alternative für einen solchen Veranstaltungsort ist nicht in Sicht. Die Stadt will eine „kostenneutrale Nutzung“ (Kröning). Viel Verhandlungsspielraum wird Hans-Jürgen Kahrs nicht haben: „Meine Bedingungen sind nicht diskutierbar im Sinne von veränderbar“, erklärte Kröning. mad