Neues Konzept für Ami-Kaserne

■ BAW: 4.000 Arbeitsplätze bei Gewerbeansiedlung an der Carl-Schurz-Kaserne

„So eine Chance bekommt eine Stadt nur alle hundert Jahre.“ Wolfram Elsner vom Bremer Ausschuß für Wirtschaftsförderung (BAW) sieht den Rückzug der Amerikaner aus Bremerhaven positiv. Wenn die Carl-Schurz- Kaserne in Bremerhaven im September 1993 endgültig geschlossen wird, werden zwar 1.080 Zivilbeschäftigte arbeitslos, andererseits können dann auf dem freiwerdenden Gelände bei künftigen Gewerbebetrieben 4.000 Bremerhavener beschäftigt werden.

Das ist das Ergebnis einer Expertise, die der BAW hergestellt hat. Er schlägt vor, neben dem Ausbau des Auto- und Containerumschlages vor allem Betriebe für Hochtechnologie und Dienstleistungen auf dem etwa 124 Hektar großen Gelände anzusiedeln. Schwerpunkt der Gewerbeansiedlungen sollten Betriebe sein, die die „Loco-Quote" der Seestadt verbessern. Darunter fallen Güter des Warenumschlags, die die Seestadt nicht nur im Transit- Verkehr passieren, sondern auch in irgendeiner Form weiterbearbeitet werden. In Bremerhaven liegt die „Loco-Quote" bei derzeit etwa 20 Prozent, d.h: nur jede fünfte Tonne, die in Bremerhaven umgeschlagen wird, wird dort auch ausgepackt und weiterverarbeitet. Zum Vergleich: In Hamburg liegt die Loco-Quote bei 45 Prozent.

Die BAW-Expertise richtet sich gegen ein Nutzungskonzept des Bremer Hafensenators, der im wesentlichen die Ausweitung des flächenfressenden Container- und Autoumschlages vorsieht. In diesem Konzept waren 2.000 Arbeitsplätze vorgesehen. „Dieses Konzept ist nicht sehr arbeitsplatzintensiv“, kritisierte Elsner. Die BAW-Expertise räumt dem Hafensenator nur knapp 30 Prozent der Fläche ein.

Voraussetzung für die gewerbliche Nutzung des Kasernengeländes ist der Kauf des derzeit noch bundeseigenen Gebäudes Carl-Schurz-Kaserne durch den Senat und eine Änderung des Flächennutzungsplanes. Das Gelände ist bereits Eigentum der Stadtgemeinde Bremen. Die für die Umwidmung nötigen Ausgleichsflächen sollen u.a auch in der Luneplate zur Verfügung gestellt werden. „Die Flächen sind ökologisch nicht sehr wertvoll“, sagt BAW-Autorin Martha Pohl. Insgesamt können etwa 80 Hektar im jetzigen Kasernengebiet gewerblich genutzt werden.

Die BAW-Autoren haben für den Zeitpunkt der Schließung der Kaserne für Bremerhaven eine Arbeitslosenquote von 15,5 Prozent errechnet. Mit dieser Quote liegt die Seestadt unter 167 Arbeitsmarktregionen in den alten Bundesländern auf Platz 156, es fehlen 15.000 Arbeitsplätze.

Den Beschluß der Landesregierungen Bremen/Niedersachsen, 100 Hektar des Grüngebietes Luneplate für gewerbliche Zwecke zur Verfügung zu stellen, hält der BAW für nicht ausreichend. Derzeit lägen im innerstädtischen Bereich Bremerhavens etwa 230 Hektar Gewerbeflächen frei, langfristig würden dagegen mindestens 720 Hektar benötigt. Daraus werde deutlich, „daß ein erheblicher Teil des regionalen Bedarfs, nämlich 570 ha, außerhalb des Stadtgebeites dargestellt werden muß. Dazu bietet sich ... das Gelände der Luneplate an.“ Die BAW-Expertise hat die Grunddaten für ihre Untersuchung aus einer Studie mit dem Titel Bremerhaven 2000 gewonnen, an der zur Zeit im BAW im Auftrag des Wirtschaftssenators gebastelt wird. mad