Quasi una fantasia

■ Besser, größer, anders: Das Hannoversche Sprengel-Museum ist nach der zweiten Bauphase wieder offen

Mit neuen künstlerischen Schwerpunkten ist das Sprengel- Museum Hannover am Sonntag nach 14monatigen Bauarbeiten wieder für Besucher eröffnet worden. Für 40 Millionen Mark erhielt das 1979 eröffnete Museum einen in der ursprünglichen Konzeption von 1972/73 bereits geplanten zweiten Abschnitt. Für die international renommierten Sammlungen Moderner Kunst sowie der Klassischen Moderne mit Werken von Emil Nolde, Pablo Picasso, Paul Klee oder Max Ernst hat das Haus jetzt knapp 5.400 Quadratmeter Ausstellungsfläche zur Verfügung, etwa doppelt so viel wie vorher.

Lichtspiele im

Telefonhäuschen

Einen neuen Schwerpunkt in Form einer weiteren Dauerinstallation hat das Sprengel-Museumdurch vier Arbeiten des amerikanischen Licht-Künstlers James Turrell erhalten. Museumsdirektor Dieter Ronte sieht die „Licht und Raum“-Werke als Teil eines Dreiklangs mit dem „Merz-Bau“ von Kurt Schwitters und dem „Kabinett der Abstrakten“ von El Lissitzky, mit zwei Werken also, die ebenfalls fest im Museum installiert sind.

Zu Turrell's Arbeiten werden Interessierte durch schwarze und völlig lichtfreie Gänge in abgeschlossene Räume gelockt. Wenn sich das Auge umgestellt hat, sind in einfachen, zarten Farbprojektionen Turrell's faszinierende Schattierungen und Nuancen auszumachen. Die Ruhe der Räume unterstützt dabei die Intensität des Lichterlebens. In einem telefonhäuschenartigen Objekt Turrell's können die Betrachter Licht- und Ton-Gewebe an einer endlos scheinenden Deckenkuppel über Drehregler selbst manipulieren.

Erstmals eigene Räume hat durch den Umbau die umfangreiche graphische Sammlung des Hauses erhalten. Ronte zufolge eine Seltenheit in der Museumslandschaft. Die erste Präsentation mit 140 Arbeiten von 125 Künstlers von Marc bis Beuys, Nolde bis Baselitz, Schmidt-Rottluff bis Cage will bis Ende September einen Eindruck der Entwicklung der Kunst des 20. Jahrhunderts vermitteln.

Als Einzelausstellungen sind zusammen mit dem Museum Yvonne Goulbiers „Quasi una Fantasia“ (Lichtinstallationen, bis 23. August) und „Norddeutsche Landschaften“ von Heinrich Riebesehl (Fotografien in der neugeschaffenen Fotogalerie, bis 9. August) eröffnet worden. Als erste Sonderausstellung ist von Ende Mai an eine Retrospektive der Werke von John Heartfield eingeplant. Gerd Roth (dpa)