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■ NACHGEFRAGTKein Platz für Seiteneinsteiger

Mit 37:145 Stimmen unterlag Jens Huse am Samstag bei der Wahl zum CDU-Landesvorsitzdenden gegen Bernd Neumann.

taz: Herr Huse, warum sind Sie bei der Wahl zum CDU-Landesvorsitzenden gegen Herrn Neumann angetreten?

Jens Huse: Ich wollte, daß mal wieder ein Gegenkandidat antritt, weil bei uns die Wahlen mit der Basis ziemlich zahm geworden sind. Ich habe nichts gegen Herrn Neumann, aber ich finde es unmöglich, daß sich nicht auch mal ein anderer für dieses Amt findet.

Das ist doch sehr formal, zu sagen: Ich kandidiere, damit es einen Gegenkandidaten gibt und die Wahl nicht so langweilig ist. Haben Sie keine inhaltliche Kritik an Herrn Neumann?

Ich finde das nicht formal, und ich habe auch etwas inhaltliche Kritik an Herrn Neumann. Die Landesverbände werden immer sehr stark von oben geführt, und ich glaube, daß die schwachen Stadtbezirksverbände von Herrn Neumann viel zu wenig beachtet werden.

Wie würden Sie das ändern?

Ich würde erst einmal die Strukturen verändern, versuchen, mehr Mitglieder für die Partei zu gewinnen.

Warum kommen keine neuen Mitglieder?

Wir haben starke Stadtbezirksverbände mit starken Wählerschichten, die stellen die meisten Delegierten. Was mich besonders stört, ist die Junge Union als Faktor. Die werden von den Stadtbezirksverbänden als Delegierte geschickt. Dann schwenken sie aber um, die Junge Union spielt ihr eigenes Spiel und tritt von ihrem Stadtbezirksverband weg und wählt andere Leute. So passiert es eben, daß unter den Delegierten vier Schwachhauser auftauchen, bevor der erste aus dem Westen überhaupt genannt wird. Die Partei erlebt gerade einen Überalterungsprozeß und müßte eigentlich junge Leute aufbauen. Wenn mir jemand aus der Jungen Union sagt: Dich kann ich nicht wählen, Du gehörst nicht zur Jungen Union, dann sage ich mir: Die wollen nur Leute, die lange in der Jungen Union gearbeitet haben, in die Ämter hieven. Und das kann in einer Partei nicht der Sinn sein. Wenn man fachkompetent ist, muß man die Möglichkeit haben, von der Seite einzusteigen. Und zwar nicht als 40-, 50jähriger, sondern auch als 30jähriger.

Und Sie wollten sich mit Ihrer Kandidatur empfehlen?

Ja. Und wenn ich in Bremen nichts werde, dann gehe ich nach Abschluß meiner Diplomarbeit in die fünf neuen Bundesländer. Fragen: mad

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