NEUER MÜNCHNER AIRPORT IN BETRIEB

Der Gigant lebt

München (dpa/afp/ap/taz) — Sechs Tage nach der Einweihung ist der neue Münchner Großflughafen am Sonntag in Betrieb genommen worden. Die erste Landung um 04.55 Uhr eröffnete den regulären Flugbetrieb, 65 Minuten später startete die erste Maschine. Der neue Airport im Erdinger Moos — der zweitgrößte in Deutschland — hat 8,5 Milliarden Mark gekostet und ist in der ersten Ausbaustufe für jährlich 15 Millionen Passagiere ausgelegt. Einen Tag vor Betriebsbeginn protestierten im Hallbergmoos rund 3.000 Bürger mit einem „Abschiedsfest vom Erdinger Moos“ nochmals gegen das äußerst umstrittene Projekt.

Am bisherigen Airport München- Riem gingen am Samstag um 23.46 Uhr nach 53 Betriebsjahren die Lichter aus. In der kommenden Woche wird er allerdings noch einmal für ein paar Stunden „betriebsbereit gehalten“, damit die etwa 20 noch dort parkenden Privatmaschinen weggeflogen werden können. Die Hobbyflieger hatten bis zuletzt versucht, gerichtlich die Schließung Riems auch für kleine Maschinen zu verhindern, waren damit aber gescheitert. Im noch nicht verschlossenen Terminal des alten Airports waren sofort die Souvenirjäger unterwegs und schraubten ab, was nicht niet- und nagelfest war.

Auf vollen Touren lief unterdessen der seit drei Jahren minutiös vorbereitete Airport-Umzug, der rund zehn Millionen Mark kostete und an dem allein in der letzten Nacht 5.000 Personen mitwirkten. Was bis zum letzten Augenblick in Riem gebraucht wurde, mußte binnen weniger Stunden zum neuen Standort gebracht werden. Fast 700 Fuhren zählte dieser „Kernumzug“.

Auf der Protestveranstaltung am Samstag kritisierte Hubert Weinzierl als Vorsitzender des Bundes Naturschutz in Bayern, daß der neue Flughafen für die Region nicht ein pulsierendes Herz, sondern einen Herzinfarkt bedeute. Die Heimat Bayern seien nicht der Großflughafen oder die Autobahn, sondern gesunde Natur und saubere Atemluft. Die Nachwelt werde nicht danach fragen, wie viele Großflughäfen gebaut, sondern wieviel unzerstörte Natur zurückgelassen worden sei. In der Nähe des bisherigen Airports feierten die Bürger unterdessen das Ende des „Lärmterrors aus der Luft“.

Sonntag mittag startete dann Robin Wood seinen Protest. Aktionisten seilten sich von einer großen Anzeigetafel vor dem Terminal ab. In sieben Meter Höhe brachten sie ein Transparent mit der Aufschrift an: „Sie fliegen direkt in die Klimakatastrophe.“ Auf Flugblättern wiesen sie auf die schädlichen Auswirkungen des Flugverkehrs hin. Nach einer halben Stunde brach ein großes Polizeiaufgebot die Aktion ab.