STANDBILD
: Sympathischer Dreier

■ "Tatort", Sonntag, 20.15 Uhr, ARD

Nun ist's also überstanden. Nach dem grotesken Medienrummel, der da im Vorfeld um die Nachfolge von Schmuddel-Schimi entfacht wurde, war der erste Fall für Kommissar Flemming & Co. wahrlich kein leichter Job. Doch das neue Team der WDR-Verbrechensbekämpfung hat ihn nach Maßgabe der Dinge durchaus zufriedenstellend erledigt.

Wo bei Schimi die Leichen zuletzt nur noch den Vorwand für Seelen- Strips des Helden lieferten, hatten diesmal gleich drei Autoren einen Fall zusammengeschustert, der einen zwar nicht vom Hocker riß, aber doch über neunzig Minuten als plausibler Leitfaden des einigermaßen spannenden Geschehens funktionierte.

Das karnevalistische Treiben lieferte einen effektvoll surrealen Hintergrund, und daß sich ein rheinischer Prinz des Frohsinns eigenhändig ins Jenseits befördert, nur weil er nicht beim Rosenmontagszug mitlaufen durfte, mag für „Nordlichter“ grotesk erscheinen, ist jedoch in jenen Breiten ziemlich normal. Das neue Trio der Gesetzeshüter entpuppte sich dabei als sympathischer Dreier mit entwicklungsfähigen Profilen.

Martin Lüttges „Bernd Flemming“ sah aus wie eine Mixtur aus Columbo und volksnaher Curd Jürgens-Ausgabe und taperte vorwiegend wie ein gutmütiger, bekiffter Teddybär durch die Szenerie, war jedoch, wenn's darauf ankam, stets hellwach, ohne gleich den „toughen Bullen“ raushängen zu lassen. Und auch seine Untergebenen machten durchaus eine gute Figur. Klaus J. Behrendt war als windiger Bruder Leichtfuß aus dem Revier („Ne Nylonschnur, ne?“) ganz in seinem Element, und Roswitha Schreiner mimte die studierte Polizistin aus gutem Hause mit einleuchtend naserümpfender Aufmüpfigkeit.

Nichtsdestotrotz, ein paar Abzüge in der B-Note müssen festgehalten werden. Für: allzu albern auf die Mattscheibe klatschendes Prinzen- Hirn; kunstgewerbliche Anflüge der Kamera (Brückenfahrt im Sonnenuntergang; Spiegelungen im Autofenster); ein plump aufgesetztes Bekenntnis zur Ausländerfreundschaft (Ballauf: „Mein Opa hieß Salewski, und der kam auch aus'm Osten!“); einen grotesken Showdown in Gestalt einer Horde Taxifahrer mit Lynchgelüsten nach Western-Art und, last not least, für den grausamen Titelsong von Wolf Mahn („Auge in Auge mit dem Killer suchst du den Beweis...“).

Summa summarum: ein Tatort, der nicht unbedingt Epochales, aber durchweg kurzweilige Fernsehunterhaltung zu bieten hatte. Die nächsten Leichen für Flemming & Co. dürfen jedenfalls getrost anrollen. Und sei es nur, weil man doch zu gern wissen möchte, warum Kommissar Max Ballauf nach Feierabend noch beim Italiener kellnern geht. Reinhard Lüke