UNTERM STRICH

Dem kolumbianischen Schriftsteller und Literatur-Nobelpreisträger Gabriel Garcia Marquez geht es nach seiner Lungenkrebsoperation vom vergangenen Donnerstag gut. Ärzte des Krankenhauses in Bogota sagten am Sonntag, der Gesundheitszustand von Garcia Marquez sei so stabil, daß er noch viele Jahre leben könne — viele hundert Jahre? Marquez, Autor des berühmten Romans Hundert Jahre Einsamkeit, war vor einem Jahr in seine Heimat zurückgekehrt, nachdem er lange in Barcelona und Mexiko-Stadt gelebt hatte.

Weit weg von zu Hause lassen sich schlichte ergreifende Wahrheiten finden, ergreifend schlicht auch. Der deutsche Film- und Theaterregisseur Werner Herzog hat sich nicht zum ersten Mal nach Brasilien begeben. In Rio de Janeiro hat er passend zur im Juni geplanten Uno-Konferenz für Umwelt und Entwicklung Shakespeares berühmte Komödie Ein Sommernachtstraum in tropischem Ambiente inszeniert. „Der Urwald ist wie eine Eigenschaft von uns. Wenn der Wald stirbt, sterben die Träume“, meinte der Regisseur, der sich bei früheren Arbeiten (z.B. die Dreharbeiten von Fitzcarraldo im Amazonasgebiet) nicht gerade zimperlich verhalten haben soll. Die Premiere seiner Shakespeare-Dschungelversion fand am Freitagabend zunächst einmal ohne Presse statt; die nächsten Vorführungen sind — wir zitieren 'dpa‘ — „Sondergruppen wie Behinderten, Prostituierten, Straßenkindern oder Müllarbeitern“ reserviert. Am 13.Juni sind dann die weltweit einfliegenden Politiker des Umweltgipfels zu einer Galavorstellung des Herzogschen Urwaldtraums geladen.

Im Alter von 53 Jahren ist die Schauspielerin Marisa Mell in Wien an Krebs gestorben. Marisa Mell hat eine internationale Filmkarriere hinter sich, sie spielte in rund fünfzig Filmen, darunter mit Peter O'Toole, Marcello Mastroianni, Klaus Kinski und Tony Curtis. Eigentlich hieß sie schön österreichisch Marlies Moitzi, wurde 1939 in Graz geboren und besuchte das Max-Reinhardt-Seminar in Wien. Parallel zu ihrem ersten Theaterengagement im Theater in der Josefstadt begann ihre Filmkarriere. In den letzten Jahren war Marisa Mell wieder zum Theater zurückgekehrt.

Der Universität Hamburg ist der Nachlaß des Publizisten Axel Eggebrecht zugesprochen worden. Der streitbare Eggebrecht mit einer wunderbaren Rundfunkstimme ist im Juli 1991 gestorben; er war nach dem Krieg Mitbegründer des Nordwestdeutschen Rundfunks und leitete lange das NDR-Nachwuchsstudio. Seine Rundfunkmanuskripte, Buchveröffentlichungen und Korrespondenzen werden nun von der Hamburger Universitäts- und Staatsbibliothek Carl von Ossietzky verwahrt.

Der russischen Schritstellerin Ljudmila Stefanowna Petruschewskaja ist am Sonntag in Göttingen der mit 40.000 Mark dotierte Alexander- Puschkin-Preis der Hamburger Töpfer-Stiftung F.V.S. verliehen worden. In der Laudatio von Wolf Schmid hieß es, sie stelle „illusionslos und ohne sozialpädagogische Verbrämung die von der offiziellen Literatur bislang verdrängten dunklen Seiten des Alltagslebens russischer Menschen aller Schichten dar“.